Indiana Jones – Kritik zur Filmreihe

Indiana Jones© Paramount

Jäger des verlorenen Schatzes“ war wohl das erfolgreichste Projekt von Steven Spielberg und George Lucas. Die Idee kam von Lucas, aber aufgrund seiner Arbeit an der Star-Wars-Trilogie gab er sie seinem Freund Steven Spielberg in die Hand und steuerte fortan lediglich die Geschichte bei, während Lawrence Kasdan das Drehbuch alleine übernahm (nur für den ersten Teil wohlgemerkt). Daraus entstanden schließlich eine der kultigsten Action-Abenteuerfilme aller Zeiten. Trotz ihres historisch verankerten Fundaments definierte diese Reihe aber vor allem der Spaß, das Abenteuer und die charmant-witzigen Charaktere.

Die Indiana-Jones-Filme besitzen einen visionären Kern und formen in gewisser Hinsicht sehr eindeutig George Lucas‘ Interesse für Mythen und Historie, nicht von ungefähr sollte in den 90ern noch die geschichtlich vertiefende Fernsehserie „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ entstehen. Eine tiefere Botschaft vermittelten die Filme darüber hinaus jedoch nicht. „Indiana Jones“ ist großartig unterhaltender Spaß und das gelingt ihnen bis zum heutigen Tage.

Charlie Rose: „What is Star Wars and Indiana Jones say about the world you want to create?“

George Lucas: „Star Wars and Indiana Jones were basically put together, especially Star Wars more than Indiana Jones – Indiana Jones was just done for fun, to entertain people. And there are some messages in there about archaeology and about what we believe in terms of myths, but the real one was Star Wars (…).“

Obwohl ich die Filme alle als Kind gesehen habe, sicherlich auch mehrfach, war ich nun nie ein riesiger Verehrer der Filme. Weder besitze ich die Reihe auf DVD/Blu-Ray, noch würde ich sie Jahr für Jahr unbedingt wiedersehen wollen. Und dabei wäre es wohl auch geblieben, wenn sie nicht gerade zufällig auf Amazon Prime zur Verfügung stünden. Einige Jahre ist es schon her, dass ich Teil 1 gesehen habe.

Nun habe ich mich erst wochenlang gesträubt, die Reihe wieder zu starten, da nach den Kommentaren zu urteilen scheinbar Teil 1 nur mit der neuen Synchronisation (2009) abrufbar ist. So etwas überhaupt durchzuführen, ist natürlich schon schändlich, aber da ich die alte Synchro weder abrufbar im Kopf habe, noch ein so großer Fan bin, dass ich die Version reflexartig verbrennen würde, habe ich den Film erneut geschaut. Die Synchro ist mir letztlich nicht negativ aufgefallen (falls es tatsächlich die Neue war); einzig bei Harrison Ford meine ich mir eingebildet zu haben, dass zu merken ist, dass der Sprecher Wolfgang Pampel eine nun „ältere“ Stimme als 1981 hat. Aber insgesamt alles halb so wild.

Somit bleibt der Film mit all seinen grandiosen und klassischen Momenten, wie man sie in Erinnerung hat und doch irgendwie mit anderen Augen wahrnimmt. Ob es an der Portierung für den Stream liegt oder nicht, aber beim Bild fallen zuerst einige Unschärfen und verzerrte Hintergründe auf. Manchmal kenne ich das von der Konvertierung auf Full-HD, denn „Star Wars: Episode I“ hat dieses Problem in seiner Blu-Ray-Fassung bspw. auch. Ansonsten merkt man insgesamt einfach, dass dieser Film nie mehr ein „polishing“ erhalten hat, denn verglichen mit der Original-Trilogie von „Star Wars“ (ja, dieser Vergleich zieht sich), sieht der Film schon deutlich rauer, irgendwie älter aus.

Und das ist verblüffend, denn man gewöhnt sich so schnell an die bearbeitete OT und wenn die 1977er und 1980er Fassung von „Hope“ und „Empire“ tatsächlich daneben gehalten werden würde, sähen die sicherlich bedeutend schlechter aus als „Indiana Jones“; nun ist es umgekehrt. Das überträgt sich letztlich auch auf die Effekte und die Hintergründe, denn man mag es kaum glauben, aber der „Jäger des verlorenen Schatzes“ hat überraschend viele trashige Effekte.

Dabei haben mir Hardcore-Fans jahrelang versichert, das wäre nur eine Eigenheit von Teil 4 und hätte ausschließlich nur der. Das ist wohl, nicht überraschend, falsch. Zum einen gäbe es da einen völlig unnötigen Greenscreen für eine Gewitterfront, dann u.a. ein abstürzendes CG-Fahrzeug und das komplett trashige Effekt-Finale. Und mir wurde gesagt, dass Franchise sei bis 2008 immer gänzlich „practical“ gewesen… =(

Mich stört das jedoch überhaupt nicht, denn vor allem das Finale hat schon seinen Charme. Der legendäre Anfang, der rollende Stein, der „Kampf“ gegen den Schwertkämpfer, der Boxkampf beim Flugzeug usw. Diese Sequenzen sind einfach großartig. Und dennoch wirkt die Inszenierung mittlerweile schon teils ungewohnt. Die Action ist an manchen Stellen ziemlich klamaukig und banal gefilmt, gerade die erste Actionsequenz in Kairo. Der Schnitt wirkt ebenfalls nicht mehr wirklich frisch, gerade im Vergleich zu „Star Wars“. Der Film war eben doch ein Wunder.

Indiana Jones© Paramount

„Indiana Jones“ schafft es dagegen nicht diesen runden, durchchoreografierten Eindruck zu hinterlassen. Alles ist verspielter, unsauberer und qualitativ, rein von Inszenierung und Schnitt her, schlicht eine Liga drunter (dabei haben beide Franchises ungefähr dasselbe Budget benötigt). Konstant herausragend funktioniert natürlich der Soundtrack von John Williams. Dieses Main-Theme hat sich eingebrannt.

Und das Ende des Films, die letzte Einstellung, halte ich nach wie vor für eine der genialsten Abblenden in den Abspann – wenn neben der einen Bundeslade plötzlich noch tausende andere Geheimnisse aufbewahrt werden. Großartig. Ganz so perfekt, wie in Erinnerung hält sich „Jäger des verlorenen Schatzes“ deswegen nicht, ein toller Film bleibt er aber allemal.

8.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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