Uncharted – Kritik und Review

Uncharted© Sony Pictures

Aufgrund meiner Sympathie für die Videospiel-Reihe, aber auch aus Langeweile heraus, habe ich mir die Uncharted-Verfilmung doch noch aus minimalem Interesse angesehen. Zudem erhielt der Film von den Zuschauern ganz passable Wertungen, besitzt auf Rotten Tomatoes sogar einen Audience-Score von 90 Prozent. Dennoch ist dieser Film leider genau das geworden, was ich befürchtet habe: Ein überwiegend langweiliger, zahnlos und glattgebügelter, schlecht inszenierter Abenteuerfilm.

Anhand der Trailer war bereits erkennbar, wie sehr sich „Uncharted“ an den einzelnen Action-Set-Pieces der Videospiele bedient. Ich bin jedoch überrascht davon, wie sehr die Verfilmung inhaltlich und dramaturgisch einem der Videospiel-Teile ähnelt, nämlich im Wesentlichen „Uncharted 4: A Thief’s End“. Dieser Film ist ungefähr zu 80 Prozent eine abgewandelte Nacherzählung dieses Videospiels. Großzügig dazu gemischt wurden Versatzstücke aus „Uncharted 3: Drake’s Deception“, wozu vor allem das Konzept eines jungen Nathan Drakes zählen, der zu Beginn seinen Kumpanen Sully kennenlernt, sowie die übernommene Actionsequenz in bzw. außerhalb eines Frachtflugzeuges.

Zusammengedampft wurde das Ganze dann auf einen knapp zweistündigen Film, der enttäuschenderweise deutlich schlechter erzählt sowie inszeniert ist und fast alle spaßigen Elemente eines Uncharted-Spiels vermissen lässt. Die Actionszenen des Films sind durchweg enttäuschend. Einzig die angesprochene Flugzeug-Sequenz schafft es ansatzweise, die Spannung, die Raffinesse und den Spaß der Videospielvorlage zu transportieren. Darüber hinaus inszeniert Ruben Fleischer hier aber mit großem Desinteresse und keinerlei Gespür für Pacing, Choreografie und wenigstens ein bisschen Härte eine mittelmäßige Sequenz nach der anderen ab.

Die Frotzeleien und die Dynamik zwischen Nate und Sully wollen zudem ebenfalls kaum funktionieren. Kein Gag zündet und ein Gefühl von Team oder gar einer oberflächlichen Vater-Sohn-Beziehung kommt überhaupt nicht auf. Stattdessen hat man Mark Wahlbergs Sully zu einem gierigen und arschigen Nebencharakter geschrieben, der zwar eine nachvollziehbare Entwicklung durchmacht, jedoch von Nate mehr verachtet, als nur im Ansatz gemocht wird.

Die Geschichte verläuft damit so unspektakulär wie austauschbar und entspricht weitestgehend „Uncharted 4“: Nates Motivation ergibt sich aus seinem verschollenen Bruder heraus, der im Film nach einer Intro-Sequenz aber nie mehr auftaucht; Henry Everys Schatz wurde durch Ferdinand Magellans Schatz ersetzt; eine Antagonistin heißt Braddock, die fast 1 zu 1 Nadine Ross entspricht; die zentralen Stationen bestehen aus einer Auktion, Rätselraten in einer spanischen Kirche und einem Actionfinale auf zwei alten Seeschiffen bei einer tropischen Insel.

Hinzu kommt dann noch Chloe Frazer, die in der Hauptreihe vor allem aus „Uncharted 2: Among Thieves“ bekannt ist. Das Actionfinale des Films kommt als einziges so nicht in den Spielen vor, jedoch entkräftet das nicht die Tatsache, dass es sich vordergründig um einen müden Abklatsch handelt, der nie an die erzählerische Klasse oder die einnehmende Inszenierung der Videospielvorlage heranreicht.

Der Film zeigt sich gegenüber den Videospielen oder gar geistigen Vorlagen, wie der Indiana-Jones-Reihe, gänzlich kanten-, identitätslos und auf möglichst kinderfreundliche Unterhaltung getrimmt. Tom Hollands Nathan darf nur einmal gegen Ende überhaupt eine Schusswaffe in die Hand nehmen und kurzzeitig benutzen. Aber mit wuchtigen Actionsequenzen oder gar einer fraglichen moralischen Rolle des Protagonisten wird hier nie gearbeitet.

Ohnehin wirkt die Verfilmung letztlich mehr wie ein langer Teaser zu einer hoffentlich besseren Fortsetzung, die sich nicht mal im Angesicht ihrer Mittelmäßigkeit traut „all in“ zu gehen: Wenn man schon so viele Kulissen und Handlungselemente übernimmt, warum dann auch nicht die mitreißenden Actionsequenzen und ihre Härte?

Darüber hinaus darf man von einer Videospielverfilmung, die sich derart „treu“ ihrer Vorlage ergibt, anscheinend nicht erwarten, dass man dann wenigstens einen Großteil des großartigen Soundtracks gleich dazu erhält. Stattdessen ersetzt der Komponist ihn weitestgehend mit einem generischen 0815-Soundtrack, der maximal zu einer kurzen Hommage des legendären Nathan-Drake-Themes bereit ist. In der Post-Credit-Szene erscheinen Tom Holland und Mark Wahlberg schließlich endlich in ihren klassischen Outfits und Erscheinungsbilder der Videospiele, wobei man sich dann als Fan fragt: „Warum nicht genau das direkt für diesen Film?“

Uncharted© Sony Pictures

Somit verkommt diese Videospielverfilmung, wie bereits so viele andere, als billige Kopie des Originals, welche den tollen Spielen nicht im Entferntesten gerecht wird und sogar an elementaren Grundlagen und einer niedrigen Erwartungshaltung scheitert. „Uncharted“ ist einfach ein unnötiger und langweiliger Film oder auch: Wenn Du „Uncharted 4: A Thief’s End“ auf Wish bestellst.

4.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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