The Flash – Kritik und Review

The Flash© Warner Bros.

„The Flash“ ist zweifelsohne einer der unterhaltsamsten Sommerblockbuster seines Genres, der mit seiner überdrehten Inszenierung und seinem reichhaltigen Humor auf ganzer Strecke überzeugt. Einer der besten DCEU-Filme ist „The Flash“ allemal, der genauso auch zahlreiche MCU-Abenteuer der letzten Jahre hinter sich lässt. Das liegt vor allem an der im Kern guten Geschichte und der ehrlichen sowie passenden Art und Weise, wie Humor geschrieben und eingesetzt wird. Ohne faule ironische Sprüche auskommend, handelt es sich locker um den witzigsten Superhelden-Film der letzten Zeit.

„The Flash“ ist auf seltsame Art und Weise ein schizophrenischer Film durch und durch. Bereits vor gut einem Jahr machten Gerüchte und Insiderinformationen die Runde, hierbei könnte es sich um einen der besten Superhelden-Filme aller Zeiten handeln. Untermauert wurde dies schließlich durch das Screening bei der diesjährigen CinemaCon im April, die durchweg positiven „Buzz“ generierte.

Mit dem Erscheinen der ersten vollwertigen Kritiken und den Vorhersagen für das erste Box-Office-Wochenende löste sich diese Erwartungshaltung urplötzlich in Luft auf. Von der positiven Stimmung ist kaum mehr etwas übrig und es deutet sich an, dass „The Flash“ bei einem geschätzten Budget von 250 Millionen Dollar zu einem Flop werden könnte.

Dadurch handelt es sich bei „The Flash“ um den womöglich überbewertesten Film aller Zeiten, der einen völlig überzogen und ungerechtfertigten Hype nach sich zog. James Gunn bezeichnete „The Flash“ als einen der besten Superhelden-Filme; es war gar vom besten Film des Genres seit „The Dark Knight“ die Rede und Tom Cruise wollte diesen Film unbedingt sehen, um ihn schließlich für großartig zu befinden.

All das scheint eine große Nebelkerze gewesen zu sein, denn eins ist sicher, einer der besten oder gar der beste seit „The Dark Knight“ ist „The Flash“ bei weitem nicht. „Across the Spider-Verse“ existiert, wodurch „The Flash“ nicht mal der beste Superhelden-Film dieses Monats ist.

Und dennoch liegt die Wahrheit bekanntlich irgendwo in der Mitte, denn was an Kritiken und Reaktionen teilweise zu lesen ist, grenzt an einen heuchlerischen Akt. Manche Kritiker verdammten diesen Film alleine deswegen, weil sie ihn angesichts der problematischen Situation um Ezra Miller einfach aus Prinzip schlecht bewerten wollen. Mit Filmkritik hat das freilich nichts mehr zu tun.

Die Schizophrenie in der Rezeption geht allerdings weiter, denn auch bei den Zuschauerreaktionen formt sich ein fragwürdiges Bild. Der bekannte Cinema-Score, der repräsentativ die Kinogänger am Starttag des Films nach ihrer Meinung fragt, attestierte „The Flash“ nur die Note B, was im gängigen Spektrum des Cinema-Scores sehr niedrig ist (alles ab B+ ist im Grunde schon schlecht, während A+ bis A- die gewohnte Notenvergabe ist, vor allem in diesem Genre).

Es ist zwar nur anekdotisch, aber ich saß selten in einer Vorstellung, in der die Zuschauer derart viel Spaß hatte. Am Ende gab es sogar Applaus, was ich fast noch nie bei einem Film erlebt habe. „The Flash“ ist ganz offensichtlich die Definition von einem „Crowd-Pleaser“, der mit dem aktuell beliebtem Multiverse-Thema auch als „No Way Home“ des DCEUs bezeichnet werden könnte (und dazu der bei weitem bessere Film ist). Daher ist es mir ein Rätsel, wie „The Flash“ derart schlechter abschneiden kann, als die zahlreichen anderen Filme der jüngeren Vergangenheit, die ähnlich strukturiert sind. Heuchlerisch.

Diese Schizophrenie trägt der Film jedoch ebenso in sich. „The Flash“ erzählt im Kern eine gute Geschichte über Verlust und das Loslassen, welche aufgrund des Spektakels und der (Kurz)Auftritte populärer Filmfiguren, wie Michael Keatons Batman zuweilen untergeht. Während die erste Hälfte des Films über ein so hohes Tempo verfügt, sodass der Geschichte und den Figuren kaum Zeit zum Atmen gegeben werden, ist es erst im dritten Akt möglich, zum thematischen Kern zurückzukehren.

Regisseur Andy Muschietti inszeniert derweil am Rande des Machbaren, weswegen der Film effekttechnisch an einigen Stellen sehr dürftig aussieht. Die Kamera fliegt in einer Geschwindigkeit, wodurch es gar nicht anders möglich ist, all dies mit computergenerierten Bildern darzustellen. Vielleicht hatte Muschietti hier einen Animationsfilm vor Augen. Viel schlechter als so einige MCU-Vertreter sieht dies in der Regel allerdings auch nicht aus. Immerhin macht „The Flash“ inszenatorisch mal etwas anderes und hebt sich von seinen Genre-Kollegen ab.

Die Schizophrenie liegt in der von Referenzen und Cameos durchzogenen Geschichte. Einerseits möchte der Film etwas über das Loslassen erzählen, schafft es aber andererseits nicht im wahrsten Sinne des Wortes loszulassen, nämlich Michael Keatons Batman und Co. Eben wie der Zuschauer, der klatschend einen unterhaltsamen Film bestaunt, um ihn dann wegen Ezra Miller oder anderen außen vorstehenden Gründen schlecht zu bewerten.

The Flash© Warner Bros.

Fazit: „The Flash“ ist weder einer der besten Filme seines Genres, noch ein mittelprächtiger Reinfall, der die drohende Box-Office-Bauchlandung verdient hat. Massiv „overhyped“, ja, aber mit Leichtigkeit besser als die meisten Comicverfilmungen der letzten Jahre. Vielleicht kam dieser Film schlicht zu spät und zur falschen Zeit. Drei oder vier Jahre früher und „The Flash“ wäre ein riesiger Hit geworden.

7.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung