Karate Kid: Legends / Ballerina – Kritik und Review

Karate Kid, Ballerina© Sony Pictures, Leonine

Für Mai und Juni habe ich wieder zwei Kinofilme in einem Beitrag zusammengefasst. Ich schreibe über die Neuauflage einer Kultreihe in Form von „Karate Kid: Legends“, sowie dem Spin-off einer beliebten Actionreihe namens „From the World of John Wick: Ballerina“.

Karate Kid: Legends

„Karate Kid: Legends“ ist genau das geworden, was nach den Trailern zu erwarten war. Die alte Geschichte wird einmal mehr neu aufgelegt und in einem modernen Gewand neu erzählt. Großartig überrascht wird man hier zu keinem Zeitpunkt. Und so ist dieser Film für das Franchise gleichsam verzichtbar, wie auch belanglos.

Fairerweise muss gesagt sein, dass „Legends“ in der Summe kein schlechter Film ist. Auch im Jahr 2025 funktionieren die bekannten Handlungselemente und Versatzstücke der Karate-Kid-Geschichte noch. Die Inszenierung ist kurzweilig und unterhaltsam, die Figuren sympathisch und interessant genug. Zudem legt der Film mit seinem neuen Hauptdarsteller einen größeren Fokus auf choreografisch beeindruckende Kämpfe. Nur ist der Film insgesamt weder Fisch noch Fleisch.

Größtenteils knüpft „Legends“ im Grunde an den Reboot von 2010 an, mit zugegebenermaßen nur rudimentären Verknüpfungen zum Original-Karate-Kid. In dieser Hinsicht ist das Marketing dann doch irreführend gewesen, denn wer hier die große Rückkehr vieler alter Figuren, allen voran Ralph Macchio, erwartet, dürfte enttäuscht werden.

Zwar leitet der Film großspurig mit Verweisen auf das Original der 80er Jahre ein und etabliert die Koexistenz beider Filme, also dem von 1984 und dem 2010er-Reboot – nur um dann in den ersten zwei Dritteln eine völlig eigene Geschichte zu erzählen, in der unser neues Karate Kid lediglich ein weiterer Protegé von Jackie Chans Mr. Han ist (der im Übrigen nach seiner Einführung auch erstmal keine Rolle mehr spielt).

Die gesamte Prämisse des Films entfaltet sich erst im letzten Drittel als Mr. Han zurückkehrt und dann auch endlich Ralph Macchios Daniel LaRusso mit ins Bild bringt. Man könnte auch sagen, dass Ralph Macchio sich einen Tag frei vom Cobra-Kai-Set genommen hat, um einen glorifizierten Cameo-Auftritt in einem Kinofilm abzufilmen.

Nun könnte die bis dato stattgefundene Eigenständigkeit des Films als positiv hervorgehoben werden. Jedoch verhält sich „Legends“ auch in den ersten zwei Dritteln als gehörig unentschlossen. Während der erste Akt im Grunde nur die übliche Karate-Kid-Geschichte mit zahlreichen Querverweisen und Wiederholungen neu erzählt, biegt der Film im zweiten Akt in eine gänzlich andere Richtung ab und erzählt auf einmal die Geschichte eines alten Boxers.

So wird das neue Karate Kid plötzlich der Trainer vom Vater seiner Freundin, der verzweifelt versucht seine Schulden durch ein Boxturnier auszugleichen. Das Ganze wirkt wie ein Film in einem Film und die Erkenntnis, dass man selbst für 90 Minuten Film nicht genügend Erzählstoff besaß.

Erst als dann wieder der Fokus auf unser neues Karate Kid geschwenkt wird und Daniel LaRusso auf den Plan tritt, knüpft „Legends“ wieder an den ersten Akt des Films an und erzählt die Neuinterpretation derselben Geschichte im Schnellformat zu Ende. Diese durchaus seltsam konstruierte Handlung hält „Legends“ davon ab, eine wirklich rund erzählte Neuauflage zu sein.

Viele Fragen bleiben: wozu diese „Fortsetzung“? Wieso an den eher unbeliebten Reboot aus dem Jahr 2010 anknüpfen? Wieso aus der Rückkehr bekannter Figuren wie Daniel LaRusso so wenig machen (wenn sie denn überhaupt zu sehen sind)? Und wieso entstand das alles völlig parallel und ohne jegliche Einbeziehung der so erfolgreichen „Cobra Kai“-Serie? Zwar widersprechen sich beide Projekte nicht, aber die Koexistenz wirkt doch von vorne bis hinten reichlich deplatziert.

„Karate Kid: Legends“ ist in allen Bereichen solide geschrieben und gefilmt, nur fügt er dem Franchise nichts hinzu. Und auch wenn es erfrischend zu sehen ist, dass deutlich mehr Wert auf spektakuläre Kampfchoreografien gelegt wurde, mangelt es dem neuen Film an einer entscheidenden Sache: In „Karate Kid“ ging es nie um die Kämpfe. Es ging um die Lebenseinstellung dahinter. Es ging um die Weisheiten und Lehren eines Mr. Miyagi. Und das fehlt hier leider völlig.

6.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

From the World of John Wick: Ballerina

„From the World of John Wick: Ballerina“ reiht sich als Spin-off nahtlos in die mittlerweile vier Filme umfassende John-Wick-Reihe ein. Erreicht der Film die visuell und actiontechnisch absolute Großartigkeit eines John Wicks 4? Nein, das nicht. Aber „Ballerina“ ist allemal eine würdige Ergänzung und fällt trotz Hauptdarsteller- und Regisseur-Wechsel keineswegs als schwarzes Schaf hinten rüber.

Dieser Film ist eher eine Mischung aus den ersten beiden John-Wick-Filmen. Einerseits kann „Ballerina“ auf das mittlerweile umfangreiche Lore-Gerüst der Reihe aufbauen, ohne sich selbst (wie leider teilweise John Wick 2 und 3) in verzweigten Nebenschauplätzen und filler-artigen Handlungsfragmenten verlieren zu müssen. Andererseits ist die Geschichte rund um Ana de Armas neue Protagonistin geradewegs heraus und unkompliziert erzählt.

Wir kommen nicht wegen einer sonderlich originellen Geschichte, sondern wegen der Action. Und das versteht „Ballerina“ wie einst John Wick 1. Klar, irgendwo ist es dadurch auch wieder dasselbe, nur in einem neuen Gewand erzählt. Aber ich habe es sehr begrüßt, dass sie es möglichst einfach und schnörkellos gehalten haben. Wie man sich über so etwas beschweren kann, ist mir schleierhaft, wenn man bedenkt, dass John Wick einst aufgrund seines verstorbenen Hundes in den großen Rachefeldzug zog.

Und dann folgt ja schließlich noch die Action, welche einmal mehr das Herzstück des Films ist. Hier kann „Ballerina“ mit einigen witzigen, absurden und gewohnt brutal-blutigen Einfällen punkten. Aus Ana de Armas‘ Eve macht man derweil nicht einfach John Wick 2.0. Stattdessen erhält sie ihren eigenen Stil, ihr eigenes Kampfgerüst und ihren eigenen kreativen Einfallsreichtum, um ihre meist körperlich überlegenen Gegner möglichst erfinderisch unter die Erde zu bringen.

Auch hier sticht heraus: Dieser Film möchte die letzten John-Wick-Filme nicht auf Biegen und Brechen toppen oder übertrumpfen. Nein, auch hier ist es mehr eine Erfahrung auf dem Niveau der ersten beiden John-Wick-Einträge. Und dann ist da ja noch der Cameo von Keanu Reeves als John Wick höchstpersönlich, der einen famosen Kurzauftritt spendiert bekommt. Hier wird keinen Hehl daraus gemacht, dass er der Endgegner im John-Wick-Universum bleibt.

Auch an dieser Stelle meistert „Ballerina“ geschickt den Spagat zwischen der Einführung einer neuen Figur und der Verneigung vor dem bisherigen Protagonisten. Befürchtungen, dass hier auf Krampf versucht werden würde, mit einer neuen weiblichen Hauptfigur John Wick aus seiner eigenen Filmreihe herauszuschreiben, haben sich als unberechtigt erwiesen.

Fazit: „Ballerina“ ist ein würdiges Spin-off, welches gekonnt auf den Stärken der Reihe aufbaut und dabei mit Ana de Armas geschickt eine neue Protagonistin einführt. Jeder John-Wick- und Action-Fan, der seine Erwartungen regeln kann und nicht gleich ein visuelles Brett wie „John Wick 4“ verlangt, wird mit diesem Film sehr zufrieden sein.

7.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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