Zurück in die Zukunft – Trilogie

Zurück in die Zukunft

Für mich ist die „Zurück in die Zukunft“-Reihe keine Trilogie, mit der ich spezielle Kindheitserinnerungen verbinde oder einen großen Nostalgie-Bonus zuschreibe. Ich habe die Filme früher nur unbewusst und auszugsweise wahrgenommen, um sie dann bei ihrem Jubiläum 2015 das erste Mal von Anfang bis Ende geschaut zu haben. Dennoch hat die Reihe schnell einen kleinen Platz in meinem Herzen gefunden, ohne die Filme übermäßig oft gesehen zu haben.

Zum 35. Jubiläum habe ich mir nun die neue Blu-Ray Variante zugelegt. Technisch handelt es sich wohl um neue 4K-Scans (auf BR dann in 1080p). Das Bild soll deutlich besser geworden sein, obgleich ich das aus meiner Erinnerung nun nicht direkt bestätigen kann. Dafür überzeugt aber mindestens die enorm umfangreiche Ausstattung an Bonusmaterial (auf jeder Filmdisk verteilt + einer extra Bonusdisk). Für jeden Fan definitiv ein Pflichtkauf.

Zu den Filmen. „Zurück in die Zukunft I – III“ gehört zu den am besten konzipierten und geplanten Trilogien. Alle drei Teile stammen von einem Duo und verfügen über ähnliche Qualität. Von Anfang an geplant war dies freilich nicht. Teil I sollte ein einzelner Film sein, dessen Cliffhanger am Ende nur als Witz eingebaut wurde. Wie das Ganze dann aber später mit den beiden Fortsetzungen aufgefangen und weitergesponnen wurde, sucht bis heute seines Gleichen. Einzig die „Herr der Ringe“-Teile kommen vielleicht daran.

Klar, auch hier der Vorteil: die beiden Fortsetzungen wurden als ein Film gedacht und geschrieben. Die Aufteilung in zwei Filme kam erst auf Anraten des Studios. Dennoch war ich bei meinem Rewatch verblüfft, wie nahtlos sich die Drehbücher zu einer großen Geschichte zusammenfügen. Und das liegt nicht nur daran, dass Bob Gale und Robert Zemeckis gute Autoren sind, sondern genauso an der hervorragenden filmischen Umsetzung. Zwischen dem ersten und zweiten Teil liegen mindestens vier Jahre, aber die Schauspieler sowie die Inszenierung machen den Eindruck, als sei das Ganze keinen Monat später gedreht worden.

Mit Blick auf die einzelnen Filme ist „Zurück in die Zukunft II“ nach wie vor mein Favorit. Mit seinen Schauplätzen und Einfällen so überdreht und witzig, dabei gleichzeitig eindeutig der schnellste und actionreichste Teil der Trilogie. Die anderen beiden Filme haben durchaus ab und zu Leerlauf und können nicht dieselbe Spannung aufrechterhalten. Der erste Teil ist derweil sicherlich der rundeste, was maßgeblich an der noch einfachen und schlüssigen Grundgeschichte liegt. Mit seinem zeitlosen Witz sowie Charme verstehe ich, wieso dieser Teil am besten rezensiert wird.

Der einzig richtige Nachteil der Fortsetzung ist das doch recht abrupte und leicht antiklimatische Ende, welches unmittelbar mit dem dritten Teil verknüpft ist. Obwohl die meisten Mittelstücke dieses Problem des Cliffhangers und ungelöster Handlungsstränge haben, merkt man den beiden Fortsetzungen deutlich an, dass sie ursprünglich als ein einzelner Film geplant waren.

Aufgrund dieser zusammenhängenden Konzeption fällt dann auch der dritte Film etwas ab. Teil 3 ist immer noch ein guter Film, aber doch eindeutig der schwächste der Reihe. Für diesen Film war handlungstechnisch nicht mehr viel übrig und als großes Finale wirkt das Western-Setting neben dem vorigen Zukunfts- und alternativem 1985-Schauplatz etwas mau. Die entfernte Vergangenheit ist in diesem Zusammenhang nicht so spannend, was aber mehr daran liegt, dass die Autoren den Wilden Westen nicht wirklich auskosten. Warum ist dieses Szenario nicht von vorne bis hinten mit Western-Anspielungen gespickt? Begrenzt vorhanden sind jene definitiv, aber aufgrund der ausgehenden Szenarien-Wechsel wird diese interessante Epoche nicht ausreichend ausgeschöpft.

Derweil ist Teil 2 für mich heute noch ein kleines technisches Wunder. Wie nach vier Jahren die neuen mit alten Szenen verknüpft, überblendet und nebeneinandergestellt werden, funktioniert perfekt. Gerade dieser Film spielt besonders gut die bekannten Running Gags aus und bietet spannungstechnisch die meisten Wendungen. Als Kind hätte ich es vermutlich kaum ausgehalten, wie knapp Marty und Doc immer wieder neuen Hindernissen entkommen, um anschließend vor ein neues Problem zu stoßen.

Neben der Technik ist die Reihe aber auch in Sachen Maske und Make-up überragend. Diese Reihe hält einwandfrei die Illusion aufrecht, dass es sich in den verschiedenen Zeitebenen um immer neue Schauspieler handelt. Wenn man es einmal weiß, mag es offensichtlich sein, aber ich konnte früher nicht sagen, ob die Darsteller alt oder jung geschminkt sind, ob es sich um neue oder dieselben Darsteller handelt… sogar Elizabeth Sue ist als Neubesetzung für die Fortsetzungen so perfekt gecastet, dass ich Bilder beider Schauspielerinnen nebeneinander halten musste, um mich selbst zu vergewissern.

Einzig Doc Brown sticht hierbei heraus. Ich habe keine Ahnung, wie alt er in den Filmen sein soll. In 1985 wirkt er wie ein 60-70-jähriger, in 1955 immer noch mindestens 40 Jahre alt (was ja passen würde); am Ende von Teil III hat er dann aber plötzlich Kinder, was jede logische Rechnung wieder durcheinander wirft.

Zum Thema Logik ließe sich das eine oder andere Fass sicherlich aufmachen. Aber nach kurzer Überlegung ist mir klar geworden, dass die Reihe für eine Zeitreise-Thematik überraschend konsistent und nachvollziehbar ist. Schon der erste Film macht kein Geheimnis daraus, dass die Geschichte rückwirkend geändert wird. Ob dies ein unlogisches Paradoxon ist, sei mal dahingestellt, denn die eigenen etablierten Regeln verletzt die Trilogie kaum. Marty ändert offensichtlich seine Gegenwart, indem sein Vater am Ende ein anderer Mann ist, als er es zu Beginn war. Daher ist es kein Fehler, wenn Doc sich nach mehreren Treffen in 1955 gar nicht mehr an Marty des Jahres 1985 erinnert (also zu Beginn des ersten Films). Oder, dass Marty sich an die Clayton-Schlucht erinnert, die aber nach seinem sowie Docs Eingriff nie so genannt wird.

Mir ist es egal, wie eine Zeitreise in Filmen umgesetzt wird, ob näher an der modernen Physik oder nicht. Es muss lediglich seinen eigenen etablierten Gesetzen folgen und das macht „Zurück in die Zukunft“, wodurch ich mich während des Sehens fast nie gefragt habe: „Moment, das ergibt keinen Sinn, oder?“. Einzig – aber das fällt weniger in die Logik von Zeitreisen – sticht vielleicht das Ende von Teil 3 heraus, bei dem es Doc Brown doch irgendwie geschafft hat mit seinen technisch begrenzten Möglichkeiten des Jahres 1885 eine Zeitmaschine herzustellen, obwohl es zu Beginn des Films ausdrücklich hieß, dass dies nicht möglich sei. Aber hier spielt auch mit hinein, dass mir ein leicht tragisches Ende deutlich besser geschmeckt hätte.

Neben einigen Pacing-Problemen und dem nicht ganz so hervorragenden Abschluss im dritten Teil fiel mir beim Rewatch noch das Schauspielern einiger Figuren auf. Ich mein, klar, die Reihe ist einfach nur purer Spaß, ohne größeren tieferen Sinn hinter irgendetwas davon. Und gerade Doc Browns überzeichnete Art trägt maßgeblich zum Charme der Reihe bei. Aber bei einigen anderen Leistungen, speziell von Biff, war ich teils verdutzt wie übertrieben, „chessy“ und „overacted“ so manche Szenen und Schauspielerleistungen sind. Oder auch die Liebesbeziehung zwischen Doc und Clara… come on?

Nicht, dass die Filme je irgendeinen Anspruch erhoben hätten, mehr zu sein als pure Unterhaltung, aber einiges davon funktionierte dann doch eher semi-optimal für mich. „Attack of the Clones“ soll eine goldene Himbeere sein und die schlechteste geschriebene Romanze aller Zeiten beinhalten, aber die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie ist ein weltweit anerkannter 80er Jahre Klassiker? Einfach nein. In dieser Hinsicht profitiert die Reihe schon enorm vom Nostalgie-Bonus.

Zurück in die Zukunft© United International Pictures GmbH

Dennoch. „Zurück in die Zukunft“ ist eine meiner Lieblings-Filmreihen. Die Dramaturgien mögen simpel sein, aber sind sehr effektiv. Der Soundtrack von Alan Silvestri hebt die Filme nochmals auf eine andere Stufe und ohne ihn wäre die Trilogie sicherlich nur halb so gut. Es verwundert nicht, dass Steven Spielberg an der Produktion beteiligt war, denn im Fahrwasser von „Indiana Jones“ und „Jurassic Park“ wirkt dies wie eine perfekte Ergänzung seines 80er-Jahre-Geistes. Es ist vermutlich richtig, dass nie eine weitere Fortsetzung kam. Die Fans hätten sie ohnehin gehasst. Und als eine runde, zusammenhängende Geschichte hätte diese Trilogie kaum besser geschrieben sein können.

8.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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