Wonder Woman 1984

Wonder Woman 1984© Warner Bros.

„Wonder Woman 1984“ ist keine gute Fortsetzung. Ich bin großer Fan des ersten Teils, der für mich zu den besten DCEU-Filmen gehört. Natürlich hätte ich WW84 gerne im Kino gesehen, wo der Film sicherlich nochmal eine andere Wirkung gehabt hätte. Aber selbst ohne dieses Erlebnis wird schnell klar, dass diese Fortsetzung seinem Vorgänger in allen Belangen unterlegen ist.

Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Es liegt vordergründig am Drehbuch, welches eine sehr schwache Handlung für Dianas nächstes Abenteuer bereitstellt. Es liegt aber auch am Setting, welches nicht annähernd die Größe und die Spannung eines Weltkrieges hervorbringt. Und dennoch versuche ich dieses Werk zu mögen, da ich ein Faible für die Charaktere und ihre Beziehungen habe.

Die Schwächen von WW84 sind jedoch einfach auszumachen: Der Film ist mit zweieinhalb Stunden zu lang und besitzt über Strecken ein mieses Pacing. Ein Grund dafür liegt bei der überraschend reduzierten Anzahl an Actionsequenzen, die – wenn sie mal auftauchen – nicht mal gut inszeniert sind. Es gibt vielleicht 3-4 Wonder-Woman-Momente, aber nichts davon erreicht auch nur ansatzweise den Nervenkitzel, die Spannung oder das inspirierende Gefühl aus Teil 1. Das liegt sicherlich einerseits an der Regisseurin, der es diesmal nicht gelingt eindrucksvoll zu inszenieren (die Orientierung am „Snyder-Look“ hatte schon etwas für sich).

Andererseits entpuppt sich das Setdesign als enorm langweilig, austauschbar und uninspiriert. Es gibt keinen Grund die Handlung in den 80er Jahren stattfinden zu lassen, außer um sich an ein paar nostalgisch verklärten Darstellungen dieser Zeit zu ergötzen und am Ende noch eine drohende Eskalation des Kalten Krieges heraufzubeschwören. Darüber hinaus motiviert die Entscheidung für das 80er Jahre Amerika jedoch für nichts mehr, als ein paar bunte Malls und aufgedrehter Farbsättigung auf den Straßen Washingtons.

Und die darin inszenierte Action ist währenddessen nicht gut gelungen. Wenn denn mal nach 90 Minuten die gefühlt zweite Wonder-Woman-Aktion erscheint, dann ist sie schlicht schwach gefilmt. Hinzu kommt der immer wieder auffällige Einsatz von Greenscreen und visuellen Effekten, die nach einer Verschiebung von mindestens 6 Monaten (ursprünglicher Start war im Juni) überaus enttäuschend geglückt sind.

Über alldem steht allerdings die schwache Geschichte. Selbst wenn man über den stellenweise arg konstruierten Verlauf und die ärgerliche Fokussierung um ein dämliches Plotdevice hinwegsieht, ist es verblüffend, wie wenig den Autoren für das Sequel eingefallen ist (und wie mittelmäßig das Ganze geschrieben ist). Mit ein paar einfachen Anpassungen hätte bereits vieles verbessert werden können. Aber nein, für die Rückkehr von Steve Trevor wurde sich der faulste Grund von allen möglichen Optionen ausgedacht. Daran hing wirklich einiges: Wie lösen sie seine „Wiederbelebung“ auf? Letztlich geschieht dies auf eine solch unnötige Weise, was seinen gesamten Auftritt schlicht nicht wert gemacht hat. Selbiges gilt dann auch für die Konklusion des Ganzen, welches im Vorgänger einmal mehr so viel besser inszeniert wurde.

Aber ich hätte WW84 nicht so gnädig bewertet, wenn nicht doch etwas an der Geschichte funktioniert hätte. Wie gesagt, ich habe eine Vorliebe für den ersten Film und seine Charaktere. Deswegen mag ich auch im Sequel wieder (trotz der ungünstigen Umstände) die Beziehung und die Chemie zwischen Diana und Steve. Das ist zumindest ein Herzstück der bisherigen Reihe, welches sie charmant fortgesetzt haben. In Bezug auf die Handlung schließt das auch die Botschaft des Films sowie das Finale ein. Die Botschaft mag plakativ und oberflächlich sein, aber emotional berühren konnte mich das Ganze am Ende trotzdem.

Auch das Finale ist visuell und actiontechnisch nicht gerade gelungen, aber in Kombination mit den Charakteren und dem Score hat das in Teilen funktioniert. Und ja, dieser Soundtrack. Hans Zimmer ist hier jetzt keine Meisterleistung geglückt, aber am Ende hat er dann nochmal ein Stück herausgehauen, was für mich (und jeden DCEU-Fan) ein kleiner Magic-Moment gewesen sein dürfte. Allein diese Szene hat fast den Film für mich gerettet. Und zuletzt sind schließlich die Darsteller zu nennen. Die Mischung aus Pedro Pascal, Kirsten Wiig, Chris Pine und Gal Gadot hat sehr gut funktioniert. Ihre Figuren sind im Gegensatz zur allgemeinen Handlung ordentlich geschrieben. Pedro hat sichtlich Freude an seiner Rolle und auch die Transformation von Frau Wiig fügt sich gut ein.

Wonder Woman 1984© Warner Bros.

Fazit: Selbst mit einigen wohlwollenden positiven Eigenschaften des Sequels kann man bei WW84 leider nur zu einem Schluss kommen: Schade.

5.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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