Thor: Love and Thunder – Kritik und Review

Thor: Love and Thunder© Disney

Der vierte Thor-Film reiht sich für mich dort ein, wo sich bis jetzt ein Großteil der letzten MCU-Filme aus der 4. Phase wiederfinden: Obwohl es so wirkt, als bekämen die Regisseure mehr Freiraum und könnten sich stilistisch stärker voneinander abheben, so werden die Filme und Serien zeitgleich von mittelmäßigen Drehbüchern heruntergezogen, die aus manchmal vielversprechenden Prämissen nur ein durchwachsenes Endergebnis machen.

Thor 4 ist eine weitere vertane Chance und ein Film, der einen, selbst wenn man keine hohen Erwartungen hatte, unbeeindruckt und leicht enttäuscht zurücklässt. Denn nach „Thor: Ragnarok“ stand es auf dem Papier eigentlich nicht schlecht um dieses Projekt. Regisseur Taika Waititi musste sich nun nicht mehr als Auftragsregisseur in die komplexe Infinity-Saga einreihen und dabei der Figur Thor ein paar witzige Eigenschaften und etwas mehr Charakter auf den Leib schreiben. Jetzt wo das MCU ohnehin in der Schwebe hängt und Waititi endlich auch am Skript handanlegen konnte, hätte man nach den Guardians-Filmen von James Gunn ein weiteres originelles, eigenwilliges und unterhaltsames Abenteuer erwarten dürfen.

Aber leider gelingt dem Regisseur das kaum. Thor 4 erzählt weitestgehend eine Geschichte, die niemand gebraucht hätte, mit Figuren und Motiven, die austauschbar sowie langweilig sind und einer Handlung, welche letztlich ähnlich formelhaft und gleichförmig ist, wie man es schon seit Jahren vom MCU gewohnt ist. Das einzige Alleinstellungsmerkmal ist eben der spezielle Humor von Taika Waititi, der allerdings dieses Mal (noch) weniger funktioniert als im Vorgänger.

Sein Schreibstil und seine Inszenierung offenbarten sich im Grunde nur aus sich aneinanderreihenden Albernheiten und Blödeleien, die sich schwerlich als humorvoll, lustig oder unterhaltsam bezeichnen lassen. Nach funktionierenden Gags muss man mit der Lupe suchen. Clevere Pointen oder gelungene eingefädelte Witze finden sich hier nicht. Jeder vorhersehbare MCU-Standard-Gag entlockt da mehr Gelächter, während Thor 4 über ein paar müde Schmunzler nicht hinauskommt.

Der einzige Fortschritt ist, dass es Waititi nun gelingt ernste Szenen auch mal für sich stehenzulassen. Ohnehin gibt es davon überraschend viele, die an sich durchaus gelungen sind. Die damit verbundenen Highlights des Films sind schließlich ganz klar Christian Bale als Gorr und Russell Crowe als Zeus. Bale, weil er teils herrlich spielt und seine Szenen echt gut sind; Crowe, weil sein zu kurzer Auftritt das einzig witzige am Film ist.

Und dann sind da ja noch die Protagonisten, welche man einen Tag nach dem Film auch schon wieder vergessen hat. Thor hat mir tatsächlich recht gut gefallen, da seine Figurenzeichnung aus „Ragnarok“ fortgesetzt und der Dämel-Thor aus „Endgame“ weitestgehend fallengelassen wurde. Sein Optimismus und sein Ausdruck erinnern sogar wieder ein etwas mehr an den Thor der ersten Filme. Allerdings ist sein angekündigter Charakterbogen der Selbstfindung aus den Trailern überaus schwach geschrieben und gegen Ende sogar selten antiklimaktisch und unverdient.

Sehr verkürzt und zu schlecht ausformuliert kommt auch die wieder dazu gestoßene Jane Foster als Mighty Thor daher. Mehr als nett ist ihre Rückkehr nicht. Valkyrie und Korg schließen das Team letztlich ab und sind auch anwesend. Und die Guardians sind natürlich nur für die ersten 10 Minuten mit von der Partie und verschwinden schließlich so unnötig, wie sie bereits am Ende von „Endgame“ mit Thor zusammengetan wurden.

Thor: Love and Thunder© Disney

Fazit: Ein weiteres mittelmäßiges Marvel-Projekt der Phase 4, welches keine echte Existenzberechtigung hat, da es trotz der vielversprechenden Aussichten enttäuscht. Das Erzählte ist schwach und die Inszenierung sowie der spezielle Waititi-Humor bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.

6.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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