The Witcher – Staffel 2 – Kritik und Review

The Witcher© Netflix

Die zweite Staffel von „The Witcher“ ist eine klare Verbesserung zur Ersten. Endlich eine chronologische, wenn dann auch klassische Erzählstruktur, die schon fast im Alleingang die Probleme der vorangegangenen Staffel korrigiert. Die Serie war sich ihrem fehlgeschlagenen Experiment sogar so sehr bewusst, dass man sich mit einer Anspielung selbst darüber lustig macht. Die klarere Erzählweise kommt aber wohl auch dadurch zustande, dass man sich jetzt an den Büchern entlanghangelt, während man zuvor noch die vorhandenen Kurzgeschichten verarbeitete. Dadurch ist alles stringenter und man erzählt weniger von in sich abgeschlossenen Geschichten, die nur lose miteinander verknüpft sind (einzige Ausnahme ist die erste Folge, die aber richtig gut ist).

Große Schwäche bleibt allerdings weiterhin das World Building der Serie. Als Neuling versteht man die Welt von „The Witcher“ leider immer noch nicht wirklich. Weder politisch, noch geografisch erhält der Zuschauer eine Orientierung. Mit Namen von Fraktionen, Menschen und Kreaturen wird um sich geworfen, ohne immer einen gescheiten Kontext zu erhalten. Es existiert zwar ein übergreifender Konflikt, aber wer hier eigentlich aus welchen Motiven genau gegen wen kämpft und warum, ist über weite Strecken undurchsichtig.

Teilweise scheint das zwar so gewollt zu sein, das Ende von Staffel 2 bietet zumindest einen wichtigen „Aha“-Moment, aber generell dürfte die erste Staffel daran gescheitert sein und diese Staffel schafft es nun nur selten bestehende Lücken aufzufüllen. Das geht sogar schon bei den „Basics“ über die Hexer und ihre Fähigkeiten bzw. Funktion los. Ciri könnte hier als selbst sehr unerfahrenen und unwissende Figur als Anker für den Zuschauer dienen, aber das geschieht nur selten. Vieles nimmt man daher so hin.

Trotz dieser Probleme kann die zweite Staffel in vielerlei Punkten mehr überzeugen. Die Produktion hat an Wertigkeit nochmal dazugewonnen und die Monsterkämpfe sehen mittlerweile sehr hochwertig aus. Ob mehr Budget oder besserer Umgang damit, diese Staffel kann auf jeden Fall mit einigen Schauwerten beeindrucken. Dazu kommen erzählerisch ein paar mehr Konflikte hinzu, was sich vor allem durch die Rasse der Elfen als dieses Mal dominante Fraktion bemerkbar macht.

Das Herzstück der Serie bieten aber wie erwartet der Hexer Geralt und sein Schützling Ciri. Henry Cavill macht sich als nun etwas weniger mürrischer Hexer weiterhin richtig gut. Zudem wird Ciri jetzt im Verlauf sichtbar erwachsener und ist weniger das hilflose Kindchen. Der über weite Strecken dazu parallel verlaufende Handlungsstrang mit Yennefer funktioniert dagegen weniger gut bzw. ist insgesamt einfach nicht so interessant. Vieles ist auch hier wieder undurchsichtig.

Im Übrigen lohnt es sich den vor einigen Monaten auf Netflix erschienen Animationsfilm über Geralts Meister Vesemir im Vorfeld zu schauen. Dort werden einige Ereignisse der entfernten Vergangenheit gezeigt, worauf in der zweiten Staffel auch Bezug genommen wird, immerhin erhält Vesemir hier nun seinen Live-Action-Auftritt. Als Fan von Rittersporn und seiner witzigen Dynamik zu Geralt fehlte dieses Mal nur ein guter Ersatz zu „Toss A Coin To Your Witcher“, welcher leider nicht gefunden werden kann und Rittersporn zwar vorkommt, aber eher irrelevant für die Handlung ist.

The Witcher© Netflix

Alles in allem ist die zweite Staffel von „The Witcher“ immer noch kein erzählerisches Glanzstück, aber ein Fortschritt ist klar erkennbar. Die Serie wird besser und das in nahezu allen Belangen. Nur das World Building bleibt mies und eine vertane Chance. Neulinge wie mich haben es daher weiterhin schwer, aber als Fan von Henry Cavills Geralt und der grundsätzlich ansprechenden Welt werde ich wohl weiterhin dran bleiben.

6.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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