„Planet der Affen: New Kingdom“ ist die Fortführung der letzten Affen-Trilogie und dabei gleichzeitig der Beginn einer neuen Filmreihe. Nachdem der Affe Caesar den Beginn des Planeten der Affen eingeläutet hat, sind nun vielen Jahre und Jahrhunderte vergangen. Das erste Mal seit dem Remake aus dem Jahre 2001 sehen wir wieder einen richtigen Planeten voller Affen, auf dem Menschen längst keine nennenswerte Rolle mehr spielen.
Obwohl die Reboot-Reihe durchaus sehr erfolgreich war, liefen die Filme neben anderen namhaften Blockbustern eher unter dem Radar. Dabei erfuhren die Filme eine überaus positive Resonanz, egal ob bei Kritikern oder Zuschauern. Aber selbst große technische Preise blieben der Reihe verwehrt, obwohl sie mit Andy Serkis in der Hauptrolle das womöglich beeindruckendste Motion-Capture der letzten zehn Jahre boten.
Nach sieben Jahren folgt nun die Fortsetzung und damit wohl auch der Start einer neuen Trilogie. Nachdem Caesar seine Artgenossen in die Freiheit geführt hat, finden sich die herrschenden Affen in vielen verschiedenen Clans rund um den Erdball wieder. Neue Protagonisten und Antagonisten müssen gefunden werden. Und noch wichtiger: eine neue Idee und Geschichte, mit der sich weitere Filme rechtfertigen lassen.
Den Ursprung des „Planet der Affen“ hat man uns im Detail erklärt. Aber was nun? Jetzt finden wir uns tatsächlich auf dem Planeten der Affen, wie er einst in den 60er Jahren eingeführt wurde, wieder (wobei es sich nach wie vor um ein Prequel handelt, denn ganz so weit sind die Affen technologisch noch nicht entwickelt). Nur was fängt man jetzt damit an?
So richtig weiß man das leider auch nach fast zweieinhalb Stunden nicht. Denn so wahnsinnig viel erzählt der neue Film von Regisseur Wes Ball dann doch nicht. Klar, die Effekte knüpfen nahtlos an die letzte Trilogie an und sind einmal mehr hervorragend anzusehen. Zudem gelingt es Wes Ball wunderbar an die letzten Filme anzuknüpfen und sich zeitgleich so herrlich unkonventionell von anderen Filmen des modernen Kinos abzuheben.
„New Kingdom“ ist so unaufgeregt und ruhig erzählt. Die krachenden Actionszenen lassen sich an einer Hand abzählen. Es wird gemächlich und mit Sorgfalt etwas Neues aufgebaut, sehr viel etabliert und für den Start einer neuen Trilogie vorbereitet. In fast keinem Moment wirkt es so, als müsste sich dieser Film irgendwelchen modernen Trends oder Blockbuster-Konventionen beugen. Stattdessen ist der Name des Films Programm: ein Planet der Affen eben.
Aufgrund dieser Tatsachen zündet auch dieser Teil wieder ähnlich gut bei Kritikern und Publikum, wie einst die Vorgänger. „New Kingdom“ ist nicht laut und nervtötend, sondern ruhig und konzentriert. Die Handlung erfüllt ihren Zweck und gut sieht der Film auch noch aus. Einen meiner größten Kritikpunkte der letzten Trilogie, nimmt sich Wes Ball ebenfalls an: Endlich können wir wieder den Planeten der Affen in seiner vollen Pracht genießen, wohingegen die letzten Filme das immer viel mehr behauptet haben, statt es wirklich zu zeigen.
Nur ist das große Problem des Films, dass ihm im Gegensatz zur letzten Trilogie nichts darüber hinaus einzufallen scheint. Die Affen ringen nun untereinander um die richtige Interpretation Caesars Lehren; die Menschen treten nach und nach wieder in Erscheinung und sind wohl doch noch nicht abgeschrieben; und dann ist da noch Protagonist Noah, der gegen den Rivalen Proximus um den Erhalt seines Clans kämpft. Neben „vielversprechenden“ Ankündigungen und der Zusage, dass es ab dem nächsten Teil dann aber wirklich zur Sache geht, wird jedoch der Status Quo des Beginns im Großen und Ganzen wiederhergestellt.
So unkonventionell „New Kingdom“ an vielen Stellen sein mag, so ideenarm und mutlos ist er zugleich. Hier unterscheidet er sich dann doch nicht von der Konkurrenz. Nachdem der Konflikt Mensch gegen Affe endlich geklärt wurde, hätte dieser neue Film die Möglichkeit habt, viel stärker in die Auseinandersetzungen innerhalb der Affen einzusteigen. Aber abgesehen von einer vorhersehbaren Guter-gegen-Böser-Affe-Dynamik, scheint dem Film nicht mehr einzufallen.
Stattdessen wird der Mensch als Hauptgegner dann doch wieder behutsam aufgebaut und das Versprechen abgegeben, dass die Geschichte im nächsten Teil erst richtig losgeht. Der Affe jedoch bleibt im Kern moralisch unangetastet und letztlich der Gute.
Es verwundert nicht, dass der Drehbuchautor des Films bereits federführend bei James Camerons Avatar-Fortsetzung dabei war. Die Parallelen der beiden Filme sind nämlich kaum zu übersehen: Nimm die Optik und hübsche Szenerie weg und es bleibt nicht mehr viel übrig. Denn für diese lange Laufzeit reicht das schmale Handlungsgerüst zu keinem Zeitpunkt.
Fazit: „Planet der Affen: New Kingdom“ bildet ein solides Fundament für eine neue Trilogie, kommt inhaltlich aber nicht an die Vorgänger-Filme heran. Wohlfühlatmosphäre im neuen Affen-Paradies täuscht nicht darüber hinweg, dass die Geschichte erschreckend einfältig bleibt und letztlich nur als Nährboden für weitere Fortsetzungen herhält.
6.5 von 10.0