Marvel’s What If…? – Kritik und Review

What if© Disney

Alles, was „Star Wars: Visions“ ist und sein wollte, ist Marvel’s „What If…?“ nicht.

In dieser Animationsserie hätte so viel Potenzial gesteckt, was leider zu keinem Zeitpunkt ausgeschöpft wird. Die einzelnen Episoden sind bis auf wenige Ausnahmen mit schwachen bis mittelmäßigen Geschichten ausgestattet, die weder eine spannende Alternative präsentieren, noch dem Konzept sowie den theoretischen Möglichkeiten gerecht werden.

„Was wäre, wenn?“ könnte so viel bieten, aber stattdessen fallen Marvel mit ihren 25 Filmen kaum etwas Erzählenswertes ein. Nein, die Serie scheint das Prinzip des Szenarios nicht mal verstanden zu haben. In „Was wäre, wenn“-Geschichten folgt man dem bekannten Pfad und biegt irgendwann an einer vielversprechenden Stelle links oder rechts ab. Was wäre, wenn Bösewicht X gewonnen hätte? Was wäre, wenn Charakter Y hier gestorben wäre? Was wäre, wenn Held Z ein Bösewicht geworden wäre?

Stattdessen ziehen sich die Autoren wahllos und sinnbefreit irgendwelche Alternativszenarien aus den Fingern, die von ihrer Prämisse her gar nicht ins MCU passen: Was wäre, wenn Yondu nicht Peter Quill, sondern T’Challa gefunden hätte? Andere Frage: Warum sollte er? Was wäre, wenn Killmonger Tony Stark gerettet hätte? Nochmal: Warum hätte das je passieren sollen und was ist an der Geschichte interessant? Wenn es nach solchen zufälligen und zusammengewürfelten Konstellationen geht, dann hätte man auch fragen können: Was wäre, wenn die Avengers Teletubbies gewesen wären? Immer wieder wirft „What If…?“ mit solchen seltsam konstruierten Prämissen um sich, die nicht mal im Ansatz interessant sind.

Selbst in der Theorie spannendere Fragen, wie „Was wäre, wenn die Welt ihre mächtigsten Helden verloren hätte?“ werden durch komisch konstruierte Wendungen aufgelöst, die sich niemals so im MCU angedeutet haben. Zugegeben gibt es in der vierten und achten Folge einige Lichtblicke. Die „Dr. Strange“-Geschichte – wenn ebenfalls komisch konstruiert – schafft es tatsächlich eine durchaus emotionale und mitreißende Alternativhandlung vorzuweisen. Dazu kommt das Alternativszenario zu „Avengers 2“, d.h. „Was wäre, wenn Ultron gewonnen hätte?“. Das richtige „Age of Ultron“ also.

Und dennoch mischen sich dazwischen wieder andere Prämissen, die so enttäuschend und uninspiriert sind, dass man gar nicht mehr weiterschauen möchte. Wen interessiert es, dass Peggy Carter zu Captain America hätte werden können, wenn die Handlung dann fast genauso wie der Film abläuft? Wen interessiert es, Thor als Einzelkind zu sehen? Bis auf die Tatsache, dass Thor dadurch mal wieder zum Trottel degradiert wird, erfährt man nichts Neues über die Figur.

Dazu kommt ein Animationsstil, der im Vergleich zu „Visions“ (oder jeder anderen halbwegs vernünftig animierten Serie nach modernen Standards) ebenso enttäuscht. Immer im gleichen gähnendem „Cel Shading“-Look präsentiert Marvel’s neue Animationssparte den wohl unkreativsten Umgang mit dem Medium, den man hätte wählen können. Eigentlich ist die Serie im direkten Vergleich kaum ansehbar.

What if© Disney

Anstatt verschiedene, interessante Ansätze für die Optik und die Narrative zu ergründen, verschwimmt Marvel’s Ansatz mal wieder im gewöhnlichen Einheitsbrei. Und da darf es, typisch MCU, natürlich auch nicht fehlen, dass am Ende alle Fäden zu einem großen Crossover-Finale zusammenlaufen. Natürlich konnten/durften hier nicht mal neun unterschiedliche, unabhängige und originelle Einzelschicksale erzählt werden – nein, am Ende ruft es wieder laut „Franchise!“ aus der Ecke. Sehr Schade, Marvel.

5.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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