Marilyn Monroe: Was die Filme über ihr Leben aussagen

Marilyn Monroe
Marilyn Monroe

Marilyn Monroe zählt zu den größten Filmstars der Filmgeschichte und avancierte Mitte des 20. Jahrhunderts zum idealen Sexsymbol. Bis heute gehört sie zu den schönsten Frauen, welche die Welt je erblicken durfte. Ihr Mythos wirkt bis in die Gegenwart nach, was nicht zuletzt an ihrem sagenumwobenen Tod und tragischen Leben liegt. Marilyn fasziniert bis heute. Und das auch, weil sich in den Jahrzehnten nach ihrem Tod immer stärker herauskristallisiert hat, dass es sich bei der legendären Blondine keineswegs nur um eine naive, aufreizende Frau gehandelt hat, sondern um eine starke, intelligente Persönlichkeit.

In den konservativen 1950er Jahren kämpfte Monroe stetig um Anerkennung, um die Chance sich von ihrem künstlichen Image loszusagen und die kreative Kontrolle über ihre Filmrollen zu erlangen. Währenddessen litt Marilyn Monroe – ehemals Norma Jeane Baker – ebenso unter ihrer schweren Kindheit und dem vergeblichen Versuch sich ein normales Familienleben aufzubauen. Das Showbusiness war ihre Leidenschaft, aber der ausbleibende Respekt, das fehlende Verständnis und die mangelnde Liebe gestalteten letztlich ihr tragisches und viel zu kurzes Leben.

Vor diesen Hintergrund offenbart sich mit Blick auf ihre Filmografie eine persönliche Ebene, welche Monroes größte Erfolge in ein neues Licht rücken und deutlich mehr über ihr Leben aussagen, als es die teils oberflächlichen Komödien und Musicals vermuten lassen.

Anfänge und Durchbruch

Marilyn Monroe in Asphalt-Dschungel© MGM
Marilyn Monroe in “Asphalt-Dschungel”

Die frühe Geschichte von Marilyn Monroe ist keine Unbekannte. Im noch auslaufenden Zweiten Weltkrieg wurde sie in einer Rüstungsfabrik von einem Armeefotografen entdeckt, wodurch ihr kurze Zeit später der Sprung nach Hollywood angeboten wurde. Frühzeitig begeisterte sie die Produzenten mit ihrem Talent für die Kamera. Sie nahm Schauspielunterricht, ließ ihre Haare färben und glätten (vor wenigen Jahren wurde bekannt, dass sich Monroe auch chirurgischen Eingriffen unterzog) und steigerte ihr Image durch die Kombination aus kleinen Filmrollen und professioneller Fotografie.

Als erste erwähnenswerte Rolle ist ihr insgesamt fünfminütiger Auftritt im Film-noir-Klassiker „Asphalt-Dschungel“ von John Huston zu nennen. Darin spielte sie, wie in einer Vielzahl von Filmen, die naive, laszive Blondine, schaffte es aber dennoch mit einer hervorragenden Präsenz nachhaltig zu beeindrucken.

Wichtiger und aussagekräftiger war jedoch die ebenfalls kleine Rolle im Oscargewinner „Alles über Eva“, die nicht nur einmal mehr ihr beeindruckendes Talent zeigte, sondern rückblickend eine ironische Note enthält: Als Nachwuchskünstlerin versucht sie im Film im beliebten Theatergeschäft Fuß zu fassen, wird jedoch gegen Ende von ihrem Unterstützer fallengelassen. Er gibt ihr die Empfehlung mit, es doch beim Fernsehen zu versuchen. Der Film steht in gewisser Wiese symbolisch für ihre spätere, erfolgreiche Hollywood-Karriere.

Ähnlich lässt sich dabei auch auf einen ihrer späteren Filme blicken – „Rhythmus im Blut“ aus dem Jahr 1954. Zu dieser Zeit war Monroe bereits eine berühmte Schauspielerin und musste sich von 20th Century Fox überreden lassen, erneut die Rolle als aufreizendes Showgirl einzunehmen, nachdem sie Ähnliches bereits in „Blondinen bevorzugt“ und „Wie angelt man sich einen Millionär“ verkörpert hatte.

Der Film gehört trotz seines damaligen Erfolges zu den schwächeren Monroe-Filmen, was nicht zuletzt an ihrer ungelenk dazugeschrieben Figur liegt. Dennoch verkörpert sie auch in diesem Film eine aufstrebende Theater-/Musical-Künstlerin, die der ehemals erfolgreichen Donahue-Familie Konkurrenz macht. „Rhythmus im Blut“ endet zwar in einem antiklimatischen Happy End, dafür fungiert Monroe als willensstarke Künstlerin, die alles versucht, um im Geschäft aufzusteigen und dafür auch – wenn notwendig – andere Darsteller ausmanövriert. Der Film sagt uns womöglich mehr über Marilyn Monroe, als es die seichte Handlung erahnen lässt.

Zurück nach 1950: Monroe unterschrieb Ende des Jahres einen siebenjährigen Vertrag mit 20th Century Fox und verbesserte in der Folge immer weiter ihre schauspielerischen Fähigkeiten (später lernte sie auch das Method-Acting). Nach mehreren kleinen Filmrollen folgte schließlich ihre erste, große Hauptrolle in dem Drama „Versuchung auf 809“ aus dem Jahr 1952.

Dieser Film ist in zweierlei Hinsicht interessant: Zum einen markierte der Film Monroes erste, ernsthafte Charakterrolle, die sie nicht als naive Blondine, sondern als psychopathisches Kindermädchen zeigt. Obwohl ihr das verführerische Element erhalten blieb, sieht man Monroe hier zum ersten Mal in einer untypischen Rolle, wie sie als krankes Mädchen den Tod ihres Freundes verarbeitet und dabei ein fremdes Kind für ihre Misere verantwortlich macht.

Zum anderen zeigt uns der Film auf eindringliche Weise, welchem mangelnden Einfühlungsvermögen sich Marilyn Monroe während ihrer eigenen Kindheit ausgesetzt sah. So ist nicht das Kindermädchen, sondern das unschuldige Kind auf Monroes Leben zu übertragen, welches nicht die Fürsorge und Liebe erfährt, die es verdient.

Währenddessen ist im von Monroe gespielten Kindermädchen ihre Pflegemutter zu sehen, die ironischerweise tatsächlich psychopathisch instabil war und in der Folge Norma Jeane an eine neue Pflegefamilie abgeben musste (ihre leibliche Mutter gab Norma Jeane bereits aus persönlichen Gründen ab). Während das Kind zurück in die geliebten Arme seiner Mutter kehrt, kann der männliche Co-Star des Films die Liebschaft mit seiner einstigen Freundin wiederherzustellen. Einzig ungut und alleingelassen endet die Geschichte für Monroes Figur, was natürlich erneut einer gewissen Ironie unterliegt.

Ihre größten Filme und Erfolge

Marilyn Monroe in Blondinen bevorzugt© 20th Century Fox
Marilyn Monroe in “Blondinen bevorzugt”

Marilyn Monroe konnte an ihre erste, ernstzunehmende Charakterrolle nicht anknüpfen und wurde zunächst wieder als naive Blondine eingesetzt. Dann kam schließlich Anfang 1953 der Thriller „Niagara“ in die Kinos und machte Monroe endgültig zum anerkannten Filmstar. Interessanterweise ist auch dieser Film eher dem ernsteren Charakterfach zuzuordnen, da Monroe zwar eine verführerische Ehefrau spielt, dabei aber auf gewissenlose und scharfsinnige Weise ihren Mann auszuspielen versucht. Natürlich spielt „Niagara“ sehr stark mit Monroes erotischer Ausstrahlung, lässt sie dabei aber nicht zur unmündigen Schönheit verkommen. Auf diese Art durfte sie außerhalb ihres gewohnten Klischees nur selten performen.

Die Handlung von „Niagara“ lässt aus heutiger Sicht nicht mehr allzu viel Spannung aufkommen, aber Marilyn Monroe weiß als aufreizende Femme fatale zu überzeugen und sie war über die Abwechslung, die diese Filmrolle bot, glücklich. Über Monroe als Person lässt „Niagara“ keine direkten Rückschlüsse zu, zeigt allerdings, dass sie mehrmals kurz davor stand ernstere Rollen für sich zu gewinnen und dabei trotzdem weiterhin das Schönheitsideal verkörperte, was sie jahrelang auszeichnen sollte.

Es folgten zwei ihrer bekanntesten Musicals/Komödien mit „Blondinen bevorzugt“ und „Wie angelt man sich einen Millionär“. Mit diesen beiden Filmen verfestigte sich das äußere Bild vom naiven und zugleich unwiderstehlichen Sexsymbol. In diese Kategorie fällt sicherlich auch der zwei Jahre später erschienene „Das verflixte 7. Jahr“. Alle diese Filme sind hervorragend unterhaltende, witzige und frisch inszenierte Komödien, lassen Monroe aber konsequent als das eher dümmliche Mädchen dastehen.

In „Blondinen bevorzugt“ performt Monroe mit Diamonds Are a Girl’s Best Friend eine ihrer bekanntesten Songs, während bei den Dreharbeiten zu „Das verflixte 7. Jahr“ die berüchtigten Einstellungen bzw. Fotoaufnahmen am New Yorker U-Bahn-Schacht entstehen, der durch einen Luftzug Monroes weißes Kleid in die Lüfte hebt (aus Angst vor dem Hays Code war davon im Film allerdings nur wenig zu sehen).

Die souveränen Rollen wurden dabei jedoch jedes Mal ihren Co-Stars überlassen, bei erstgenanntem Film ist es Jane Russel und bei „Wie angelt man sich einen Millionär“ durfte Lauren Bacall die deutlich intelligentere von beiden Damen spielen. Trotzdem muss Marilyn Monroe erneut zugestanden werden: In all diesen Filmen – besonders in „Das verflixte 7. Jahr“ – agiert sie in Bestform und beeindruckt mit einem feinen Gespür für Humor. Ein Multitalent war sie bereits, dazu kam jedoch ihre unwiderstehliche Aura und das Gefühl für die Kamera.

Obwohl Monroe zu dieser Zeit das klassische Blondchen darbot, zeigt diese Tatsache dennoch eine wichtige Facette von ihr: Sie war der Filmstar der 1950er Jahre und lebte ihr Dasein so, wie es die damalige Zeit zuließ. Monroe wollte eine Hollywood-Karriere und das gelang ihr. Dass sie dafür überwiegend nur das naive, blondierte Sexobjekt war, sagt mehr über die Zeit und Gesellschaft aus, als über Monroe. Die Menschen sollten und wollten sie so sehen, und Monroe blieb kaum eine andere Wahl, als dieses Spiel mitzuspielen.

Trotz ihrer Berühmtheit blieb sie abhängig von der Industrie und musste sich – obgleich ihrer eigenen Ansprüche – über weite Strecken den Anforderungen der Studios und den Konventionen der damaligen Zeit beugen. Ein Dialog aus „Blondinen bevorzugt“ ist in dieser Hinsicht entlarvend und lehrt uns nicht nur etwas über die Zeit, sondern auch über Marilyn Monroe:

Gus: „Say, they told me you were stupid! You don’t sound stupid to me!“

Lorelei: „I can be smart when it’s important. But most men don’t like it.“

Höhepunkt und aufkommende Probleme

Marilyn Monroe in Der Prinz und die Tänzerin© Warner Bros.
Marilyn Monroe in “Der Prinz und die Tänzerin”

Mitte der 1950er Jahre stand Marilyn Monroe auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Die letzten Filme hatten ihr sehr viel Ruhm und Erfolg eingebracht. Sie forderte nun von 20th Century Fox anspruchsvollere Filmrollen. Zeitgleich begannen jedoch auch zunehmende Probleme in Monroes privatem Leben und während der anstehenden Filmproduktionen. Die ersten bekannteren Unstimmigkeiten gab es am Set des Films „Fluß ohne Wiederkehr“, der einzige klassische Western mit Monroe.

Auch wenn dieser sehr klischeebeladene und klassische Western meiner Meinung nach zu den besten Filmen von Marilyn Monroe gehört (wundervoll inszeniert von Otto Preminger), kam es zu Streitigkeiten mit dem Regisseur. Das lag nicht nur an ihrer Knöchelverletzung, die sie sich während der Dreharbeiten zuzog, sondern auch an den aufkommenden Unregelmäßigkeiten in ihrer Schauspielleistung.

Spätestens ab hier sollte jede künftige Produktion von Verspätungen und Budgetüberschreitungen geplagt sein, weil Monroe entweder zu spät am Set erschien oder ihre Dialogszenen nicht auswendig konnte. Monroe mangelte es an Selbstvertrauen, sie war durchweg auf ihre Schauspiellehrerin Paula Strasberg angewiesen und ihre Tablettenabhängigkeit begann sie zu beeinträchtigen. Nur wenn sich Marilyn wohlfühlte, konnte sie ihre Szenen angemessen spielen.

Währenddessen begannen die Regisseure an ihrem Verhalten und den langwierigen Produktionen zu verzweifeln. Ins Bewusstsein gerufen wurde diese Seite von Marilyn Monroe erst wieder vor einigen Jahren durch die Verfilmung des Buches „My Week with Marilyn“, welches aus der Sicht eines Regieassistenten von der problemgeplagten Produktion von „Der Prinz und die Tänzerin“ aus dem Jahr 1957 berichtet. Ein durchaus charmanter und empfehlenswerter Spielfilm.

Nach „Fluß ohne Wiederkehr“ folge jedoch zunächst der bereits besprochene Film „Rhythmus im Blut“, der lediglich einer Auftragsarbeit gleichkam, bis Monroe der bekannte Regisseur Billy Wilder für „Das verflixte 7. Jahr“ versprochen wurde. Ob dieser Film wirklich Monroes Forderung nach anspruchsvollen Rollen erfüllte, sei mal dahingestellt. Ihr wurde hier zwar mehr abverlangt als in „Wie angelt man sich einen Millionär“, aber letztlich fügte sich die Rolle vom „Mädchen“ – bezeichnend, dass ihre Figur nicht mal einen Namen trug – in die bisherige Rollenauswahl. Im Endeffekt war der Film deutlich stärker auf seinen männlichen Hauptdarsteller gemünzt, während Monroe, wenn auch nicht ganz so naiv, das Objekt der Begierde blieb.

Zumindest ihren Forderungen nach ernsthafteren Rollen wurden die Studios nach und nach gerecht. Das lag nicht zuletzt daran, weil Monroe mit der Marilyn Monroe Productions Inc. ihr eigenes Unternehmen gründete und damit Druck auf 20th Century Fox ausübte. Im Jahr 1956 kam es daher unter neuen vertraglichen Bedingungen zur Produktion von „Bus Stop“. Monroe hatte nun ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Regisseure und Drehbücher. Die erzählerische Qualität des Films sollte man allerdings schleunigst vergessen, handelt es sich doch um eine aus heutiger Sicht völlig veraltete Geschichte, in welcher der Hauptdarsteller kaum mehr auszuhalten ist (selbst nicht mit dem Charme der 50er Jahre).

Viel interessanter ist hingegen einmal mehr Monroes Auftritt, handelt es sich doch abgesehen vom furchtbaren Skript um eine ihrer besten schauspielerischen Leistungen. Nach längerer Zeit konnte sie wieder eine ernstere Charakterrolle ausfüllen und begab sich dafür auch äußerlich auf ungewohntes Terrain: Für die Rolle trainierte sie sich einen texanischen Akzent an und ließ sich absichtlich bleiches Make-up entwerfen, um ihrer Figur Authentizität zu verleihen. „Bus Stop“ ist kein guter Film, aber für Monroes Filmografie äußerst interessant, weil ihr die Rolle neue Nuancen zugestand.

Darauf folgte der bereits angesprochene „Der Prinz und die Tänzerin“, bei dem es sich um den einzig vollwertig produzierten Film der Marilyn Monroe Productions handelte. Der Film erbrachte nicht den gewünschten finanziellen Erfolg, aber zählt insgesamt zu den vielen guten Komödien, in denen Monroe mitgewirkt hat. Es fällt auf, dass sie hier im Gegensatz zu früheren Filmen nicht mehr so naiv agiert. Sie kontrolliert die zwei Männer (der Prinz und seinen Sohn) über weite Strecken sogar, sei es durch ihr unkonventionelles Verhalten oder ihre überraschenden Sprachkenntnisse. Monroe darf hier durchaus intelligent und aufmüpfig spielen.

Schließlich folgte eine fast zweijährige Pause bis Monroe wieder mit Billy Wilder zusammenarbeitete. Diese Zusammenarbeit aus dem Jahr 1959 führte zu Monroes bekanntesten und erfolgreichsten Film ihrer Karriere – „Manche mögen’s heiß“. Die Schwarz-Weiß-Komödie gilt zu Recht als eine ihrer besten Filme, auch wenn hinsichtlich ihrer Rolle keine Überraschungen zu erwarten sind. Einmal mehr spielt sie ein Showgirl, welches sich in einen der beiden Protagonisten verliebt. Dabei agiert sie weder besonders taff, noch intelligent, aber spielt ihre Rolle einmal mehr hervorragend.

Spannend ist auch hier wieder die Produktionsgeschichte, welche von enormen Problemen geplagt wurde. Letztlich verzögerten sich die Dreharbeiten um mehrere Wochen, weil Monroe oftmals zu spät erschien, unzufrieden mit sich selbst war und die Arbeiten mehrfach unterbrach. Hinzu kamen immer auffälligere Dialogprobleme, die sie sich aufgrund des erhöhten Tabletten- und Alkoholkonsums nur noch unregelmäßig einprägen konnte.

Ein weiterer Schicksalsschlag bildete die Fehlgeburt ihres Kindes (zu ihrem Wunsch nach Kindern später mehr). Eine Szene von Monroes Figur Sugar Kane ist unter den genannten Umständen allerdings besonders erhellend. Zu Beginn des Films wird Sugar im Zugabteil bei heimlichem Alkoholkonsum erwischt, wodurch es zu folgendem Monolog kommt:

„I’m not very bright, (…) I used to sing with male bands, but I can’t afford it anymore… That’s what I’m running away from. I worked with six different ones in the last two years. Oh, brother!… I can’t trust myself. I have this thing about saxophone players, especially tenor sax… (…).

You fall for ’em, and you really love ’em – you think this is gonna be the biggest thing since the Graf Zeppelin – and the next thing you know, they’re borrowing money from you and spending it on other dames and betting on horses… Then one morning you wake up, the guy is gone, the saxophone’s gone, (…). You go on to the next job, the next saxophone player. It’s the same thing all over again. You see what I mean?“

Ich denke, in diesen Sätzen schwingt viel Marilyn mit. Einerseits ihre Unsicherheit und eigene Selbstunterschätzung, andererseits ihr Verhältnis zu Männern und dem Showbusiness im Allgemeinen, von dem sie immer wieder ausgenutzt wurde. 

Der erhoffte Wechsel ins Charakterfach?

Marilyn Monroe in Misfits© United Artists
Marilyn Monroe in “Misfits – Nicht gesellschaftsfähig”

Nach „Manche mögen’s heiß“ spielte Marilyn Monroe in einer weiteren, eher vergessenen Filmkomödie mit – „Machen wir’s in Liebe“ aus dem Jahr 1960. Durch ihr Image fand 20th Century Fox zunächst keinen männlichen Gegenspieler für Monroe, nicht nur aufgrund ihres Bekanntheitsgrades, sondern auch angesichts ihrer Unzuverlässigkeit. Mit dem französischen Schauspieler Yves Montand fand sich schließlich ein in Hollywood unbekannter Darsteller, der zu diesem Zeitpunkt kein Englisch sprach.

Da er sich alle Dialoge sorgsam einprägen musste und dadurch nicht nur im Film, sondern auch am Set etwas unbeholfen agierte, ergab sich eine innige Beziehung zu Monroe, die in eine kurzfristige Affäre mündete. Derweil gab der finale Film eine sehr amüsante Geschichte her mit zwei letztendlich hervorragenden darstellerischen Leistungen der Protagonisten. Der Film war allerdings kein kommerzieller Erfolg und geriet somit in Vergessenheit.

Die Handlung, vor allem die Figur von Yves Montand als bekannter Milliardär, lässt sich dabei wieder auf Marilyn Monroe übertragen: Montands Figur versucht im Verlauf des Films vergeblich aus der Rolle des Reichen und Mächtigen zu fliehen. Sein Image haftet mittlerweile so stark an ihm, dass sich jeder Mensch eine mit Vorurteilen beladene Meinung über ihn gebildet hat. Daher lieben ihn die Frauen nicht mehr aufgrund seiner Persönlichkeit, sondern nur noch aufgrund seines Reichtums.

Als getarnter Schauspieler begibt er sich in ein Theater, um dort Monroes Figur mit seinen anderweitigen Talenten zu überzeugen. Das Ende des Films lässt jedoch, trotz des vermeintlichen Happy Ends, offen, ob er Amanda (Monroes Figur) tatsächlich von sich als Mensch überzeugen konnte oder ob sie ihm nicht wie alle anderen in Anbetracht seines Reichtums verfallen ist. Metaphorisch ist diese Handlung natürlich wieder wunderbar auf Marilyn Monroe anwendbar, der es ebenfalls unmöglich war nur als normale Frau oder Mutter wahrgenommen zu werden; ein Leben, welches sie sich nach ihrer lieblosen Kindheit immer gewünscht hatte – der Fluch des Berühmtseins, wenn man so will.

Im Jahr 1961 folgte Monroes letzter vollendeter Film namens „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“. Dieses Werk ist wohl mit Blick auf ihre wahre Persönlichkeit der mit Abstand interessanteste Film mit Marilyn Monroe. Das liegt maßgeblich daran, weil ihr damaliger Ehemann Arthur Miller das Drehbuch verfasst hat und ihr dabei die Rolle wie auf den Leib schrieb. In „Misfits“ spielt Monroe in einem Spät- bzw. Neo-Western, der von drei gesellschaftlich ausgestoßenen Figuren handelt, die sich im modernen Amerika des 20. Jahrhunderts nicht mehr zurechtfinden. Monroe verkörpert darin eine frisch geschiedene Frau, die in ihrem Leben nach einem Sinn sucht und sich dabei in der Hoffnung auf Anerkennung und Sinnstiftung drei Männern anschließt.

„Misfits“ stellt Monroes einzige Filmrolle dar, in der sie eine wirklich authentische und moderne Frau spielen durfte. Nach Filmen wie „Versuchung auf 809“, „Niagara“ und „Bus Stop“ bedeutete diese langersehnte, ernstzunehmende Charakterrolle – die sich Monroe so sehr gewünscht hatte – endlich der Weg bzw. Wechsel ins seriöse Charakterfach. Die Dreharbeiten gestalteten sich ähnlich wie schon bei „Manche mögen’s heiß“ als schwierig und langwierig. Zusätzlich zerbrach die Ehe von Miller und Monroe währenddessen. Aufgrund seiner düsteren Grundstimmung war der Film kein Erfolg, aber Millers Drehbuch offenbarte ein anspruchsvolles Drama über den amerikanischen Traum.

Monroes Rolle schrieb Miller derweil wie eine Figur, die Marilyn selbst hätte sein können. In mehreren Szenen offenbaren sich die Charakterzüge und Wünsche der wahren Marilyn Monroe: Ihre Lebensfreude an den einfachsten Dingen; das Verlangen nach einem einfachen Leben und einer gesunden Beziehung; die Veranlagung einer idealistischen, vielleicht etwas gutgläubigen, aber dafür auch gütigen und liebevollen Person; der Kampf gegen die dominanten Männer, die sie nicht ernst nehmen oder verstehen wollen. Die Figur Roslyn enthält aber auch viel von Monroes eigener Lebensgeschichte, sei es die anfängliche Trennung von ihrem Ehemann oder ihr ursprünglicher Bildungsweg. In einem Dialog heißt es passend:

Roslyn: „I never finished high school.“

Gay: „Wow, that’s real good news.“

Roslyn: „You don’t like educated women?“

Ein weiterer Dialog ist noch deutlich aussagekräftiger und wirkt als hätte ihn Arthur Miller aus einer wirklich stattgefundenen Unterhaltung mit Marilyn übernommen:

Gay: „What makes you so sad? I think you’re the saddest girl I ever met.“

Roslyn: „You’re the first man that ever said that. I’m usually told how happy I am.“

Gay: „That’s because you make a man feel happy.“

Marilyn Monroes Karriere endete mit dem unvollendeten Film „Something’s Got to Give“ im Jahr 1962. Einmal mehr kam es zu heftigen Produktionsproblemen und Monroe wurde sogar kurzzeitig vom Studio entlassen. Im Herbst hätte der Film unter Monroes Bedingungen und einem neuen Regisseur fertig gedreht werden sollen, wozu es nicht mehr kam. Die Probleme rund um den komplizierten Dreh wurden Jahrzehnte später in der Dokumentation „Marilyn Monroe – Die letzten Tage“ aus dem Jahr 2001 aufgearbeitet. Zu diesem Zeitpunkt wurden die abgedrehten 37 Minuten des Films im Filmarchiv von 20th Century Fox wiederentdeckt und nach Anleitung des Drehbuchs rekonstruiert und restauriert.

Das Ergebnis spiegelte folglich nur ca. ein Drittel des Films wider, kündigte aber eine durchaus vielversprechende Komödie an, die man aus Interesse heraus auch über andere Wege vollständig anschauen kann. „Something’s Got to Give“ basierte nämlich auf einer Verfilmung des Jahres 1940 und stellte somit ein Remake dar. Außerdem wurde das Projekt ein Jahr später unter neuem Regisseur und komplett ausgetauschter Besetzung neu betitelt und gedreht („Eine zuviel im Bett“). Die mittlerweile restaurierten 37 Minuten markieren natürlich dennoch ein tragisches Ende der Hollywood-Legende. Wenn Monroe ihre Szenen spielen konnte, dann tat sie dies wie gewohnt exzellent.

Das Projekt wirft letztlich allerdings auch die Frage auf, ob ihr der beständige Wechsel ins Charakterfach wirklich geglückt wäre. „Something’s Got to Give“ wäre erneut eine seichte, eher anspruchslose Komödie gewesen, wie sie Monroe schon so häufig in der Vergangenheit gedreht hatte. Ihre Trennung von Arthur Miller, ihre steigende Tablettensucht und Unzuverlässigkeit sowie ihr (fairerweise) fortgeschrittenes Alter lässt Fragen darüber aufkommen, wie viele und vor allem welche Rollen Hollywood und 20th Century Fox ihr in Zukunft wirklich noch angeboten hätten.

Der Film „Something’s Got to Give“, genauso wie der frühere Film „Fluß ohne Wiederkehr“, zeigen zum Schluss nochmal eine Seite von Marilyn, welche sie sich ebenfalls nie verwirklichen konnte – eigene Kinder. Monroe hat nicht häufig mit Kinderdarstellern interagiert, aber wenn es dazu kam – und das zeigt die Dokumentation „Marilyn Monroe – Die letzten Tagen“ gut – dann war als Außenstehender sichtbar, wie viel Spaß ihr der Dreh und die Interaktion mit den Kindern machte.

Im klassischen Western „Fluß ohne Wiederkehr“ interagierte sie bereits liebevoll mit einem kleinen Jungen, zu dem sie im Verlauf des Films eine mütterliche Beziehung aufbaut. In „Something’s Got to Give“ ist sie nun die heimkehrende Mutter, die nach fünf Jahren zum ersten Mal ihre zwei jungen Kinder wiedersieht und dabei direkten Kontakt sucht.

Im wahren Leben zerschlug sich Monroes Wunsch nach Kindern durch ihre Fehlgeburt während der Dreharbeiten von „Manche mögen’s heiß“. Ob sie jemals noch eine Chance auf Kinder gehabt hätte, sie damit vor ihrer Karriere zurückgetreten wäre und sich für diese neue Herausforderung vollumfänglich Zeit genommen hätte, bleibt unbeantwortet. Letztendlich passt es ins Bild: Monroe artikulierte oftmals den Wunsch nach einem normalen, einfachen Leben in einer Familie; ein Wunsch, den sie sich nie erfüllen konnte und stattdessen bis zuletzt in der Maschinerie Hollywoods gefangen blieb.

Das Leben von Marilyn Monroe ist ein Faszinierendes, weil es so tragisch ist. Hinter der Fassade verbarg sich eine deutlich intelligentere, anspruchsvollere und ambitioniertere Person, als es die meisten Filme vermuten lassen. Und dennoch lassen die Filme viele Rückschlüsse, wenn auch größtenteils unbewusste, auf die wahre Marilyn Monroe zu, sei es ihr Aufstieg, ihre Probleme und Ängste oder ihre unerfüllten Wünsche.

Am 01. Juni 2021 wäre Marilyn Monroe 95 Jahre alt geworden.

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