Light & Magic, The Boys, The Gray Man – Kurzkritik

Light & Magic, The Boys, The Gray Man© Disney+, Amazon Prime Video, Netflix

Für diesen Juli habe ich mal wieder drei Filme und Serien in einem Beitrag zusammengefasst. Ich schreibe über die dritte Staffel von „They Boys“, werfe einen Blick auf den neuen teuersten Netflix-Film „The Gray Man“ und spreche über die Dokumentation „Light & Magic“.

The Boys – Staffel 3

Mit der dritten Staffel zementiert „The Boys“, dass es sich aktuell nicht nur um eine der besten Superhelden-Serien (/Parodien) handelt, sondern auch um eine der besten Geschichten im Serienbereich überhaupt. Im Vergleich zur zweiten Staffel steigert sich die Serie außerdem wieder. Die Charaktere sind nahezu alle hervorragend geschrieben und erhalten den nötigen Raum, um sich entfalten zu können. Die Serie ist bei weitem nicht perfekt, so bremsen die vielen zeitgleich jonglierten Handlungsstränge die übergreifende Geschichte auch schon mal aus. Zudem bleiben spannend aufgebaute Charaktergeschichten rund um Soldier Boy, Black Noir und Butchers Sohn Ryan im Ansatz stecken und entfalten (noch) nicht ihr Potenzial.

Aber diese ganze Satire und Parodie auf den gesellschaftlichen Zeitgeist, der nicht davor zurückschreckt alle politischen Lager aufs Korn zu nehmen, ist einfach nur herrlich. Auch in seiner Ausdrücklichkeit ist das passend und angebracht. Dabei ist und bleibt inmitten des ganzen Wahnsinns Anthony Starrs Homelander das Highlight der Serie. Eric Kripke und sein Team arbeiten hier womöglich an einem der ikonischsten Bösewichte der letzten Jahrzehnte. Und der eigentlich unbekannte Anthony Starr liefert eine grandiose Schauspielleistung nach der anderen ab. Es handelt sich vermutlich um die Rolle seines Lebens.

Das einzig schockierende ist, dass es sich bei den witzigen und cleveren Pointen um gar keine Pointen mehr handelt. Diese Show bildet Amerikas tagtägliche Show ab. Ein Land, welches vermutlich nur noch eine Präsidentschaftswahl vom Bürgerkrieg entfernt ist. Oder vor der faschistoiden Übernahme steht. Die letzte Szene mit Homelander bringt das hervorragend auf den Punkt.

8.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

The Gray Man

Mit „The Gray Man“ verspricht Netflix ihren bisherigen teuersten Film aller Zeiten und die Russo-Brüder einen Actionthriller im Geiste von „Captain America: The Winter Soldier“. Beides löst dieser Film nicht ein. Als solides, anschaubares Action-Fest für zwischendurch hält „The Gray Man“ noch geradeso her, scheitert jedoch an schwachen Figuren und den kurzweiligen, aber mittelmäßigen Actionsequenzen.

Die ganze Prämisse und weiterführende Geschichte erinnert direkt an Marvel’s „The Winter Soldier“ und wiederum dessen filmischen Wegbereitern, allerdings in weniger gut geschrieben. Dafür erhalten die Figuren zu wenig Zeit und Hintergrund. Wo es noch anhand einer Figur wie Captain America interessant war mit anzusehen, wie sich das Aushängeschild und Idol der Vereinigten Staaten gegen das eigene Land richtet, so verblast diese emotionale Kehrtwende bei Ryan Goslings Sierra Six. Er fällt viel zu früh in Ungnade, ohne dass man seine Figur gut genug versteht. Und wenn man sie schließlich durch Rückblenden kennenlernt, merkt man, dass ihm am Leben als Geheimagent und die Loyalität und den Glauben in die eigenen Institutionen sowie nie viel lag.

Ohnehin fehlt „The Gray Man“ diese ganze zweite Ebene, welche Filme, wie z.B. „The Winter Soldier“ und „Die drei Tage des Condor“ ausgezeichnet haben: Das Hinterfragen des eigenen Landes und seiner Ideale; das Hinterfragen der eigenen Person und wofür man jahrelang gekämpft hat; die Dekonstruktion staatlicher Autorität; das Ergründen von Grauzonen, der Wahrheit, von Macht und Moral u.v.m. All das fehlt „The Gray Man“. Stattdessen hetzt und stolpert der Film von einer Actionsequenz und einer neuen Location zur nächsten. Gefühlt alle fünf Minuten befindet sich der Zuschauer in einem neuen Land wieder. Dadurch kommt die Handlung nie zur Ruhe; alle Figuren bleiben viel zu oberflächlich.

Chris Evans spielt als Gegenstück zu Ryan Goslings Figur einen einfachen Psychopathen, der viel zu wenig zu tun bekommt und obendrein nie als glaubhafte Bedrohung für Sierra Six aufgebaut wird. Evans hat zwar Spaß an seiner Rolle, aber das groß aufgezogene Marketing „Ryan Gosling vs. Chris Evans“ kann der Film ebenfalls nie einlösen. Stattdessen zieht sich der selten dämlich aussehende Lloyd Hansen in Kommandozentralen zurück und steuert von dort aus das Geschehen, bis er schließlich von Sierra Six im finalen Schlagabtausch nahezu mühelos zerlegt wird.

Währenddessen spielt Ryan Gosling nun auch zum gefühlt zehnten Mal hintereinander den immer selben Charakter. Stumm, zurückhaltend, und emotionslos; dafür stets cool, abgebrüht und selbstsicher. Dass irgendeine Situation mal eine reale Gefahr oder Herausforderung darstellen könnte, das glaubt man nie, dafür ist Sierra Six viel zu gut.

Am Ende fragt man sich schließlich noch, wo genau die besagten 200 Mio. Dollar hingeflossen sein sollen. Obwohl, sollte man sich das bei den Russo-Brüdern wirklich fragen? Spätestens bei „Avengers: Endgame“ habe ich mich gefragt, ob das wirklich ein 350 Mio. schwerer Film war oder doch eher eine mittelprächtige TV-Produktion. Denn ein Auge für schöne Bilder oder eine interessante Kamera haben die beiden natürlich mal wieder nicht. Die Farbpalette ist nicht so schlimm wie in „Endgame“, aber auch nicht sonderlich gut, geschweige denn herausstechend.

Zudem ist die angepriesene Action zwar in Teilen ganz nett, aber oftmals leider auch unnötig zerschnitten und unübersichtlich. Vom einst starken „The Winter Soldier“, der mit einigen wirklich hervorragenden Actionsequenzen glänzen konnte, ist nicht mehr viel übriggeblieben. Immer mehr vermute ich, dass sich dabei um einen alleinigen Glückstreffer der beiden Regisseure gehandelt hat. Denn schon ab „Civil War“ degenerierte das Ganze zu einer Action, die viel zu hektisch und chaotisch war. „The Gray Man“ zeigt nun, dass auch die Rückkehr zum Genre kaum zur Besserung beigetragen hat.

Fazit: Als Netflix-Kunde schaut man sich „The Gray Man“ natürlich an und erhält damit einen mittelmäßigen Action-Film, der weit hinter all seinen Vorbildern und der früheren Arbeit der Regisseure zurückbleibt. Für einen Abend ganz unterhaltsam, dann aber auch sofort wieder vergessen.

6.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

Light & Magic

Die Serie „Light & Magic“ von Lawrence Kasdan wirft mit seinen sechs Episoden á einer Stunde einen sehr detaillierten Blick hinter die Kulissen und die Geschichte der berühmten Effektschmiede Industrial Light & Magic. Für jeden, der sich für praktische und visuelle Effekte in Filmen interessiert, ist diese Dokumentation definitiv ein Blick wert, da ILM das Erlebnis von Filmen mehrfach revolutioniert hat, angefangen mit „Star Wars“, über „Jurassic Park“ bis zu den modernen Computergrafiken von heute.

Gerade auch für Star-Wars-Fans ist die Doku interessant, da sie der Gruppe hinter dem unmöglichen Erfolg von 1977 ein Gesicht verleiht (John Dykstra, Richard Edlund, Dennis Muren, Ken Ralston, Phil Tippett). Einige Namen kennt man vielleicht, aber über rudimentäres Wissen über ihre Rolle und Geschichte geht das meist nicht hinaus.

Schön mit anzusehen ist, dass es die Doku schafft nahezu alle zentralen Mitarbeiter, Regisseure und Produzenten vor der Kamera zu vereinen. Dabei kommt sogar die eine oder andere sehr persönliche Geschichte zustande. Zudem schreckt Regisseur Lawrence Kasdan nicht davor zurück, auch ein paar schwierige Phasen der Effektschmiede zu beleuchten, z.B. wie der Teamleiter John Dykstra und maßgeblicher Akteur bei ILM nach dem ersten Star-Wars-Film aus nicht näher definierbaren Gründen für die Fortsetzungen zurückgelassen wurde. Oder als sich Anfang der 90er eine immer größere Konkurrenz zwischen den Modellbauern bzw. Stop-Motion-Künstlern und den Computergrafikern aufbaute.

Von der Gründung in den 70ern bis über die Etablierung von digitalen Effekten in den 90ern geht die Doku alle großen Schritte des Effekthauses durch. Einzig die letzte Episode springt zu stark hin und her und findet ein zu abruptes Ende, da die genauere Beleuchtung von Projekten aus den 2000ern auf der Strecke bleibt. So hält sich „Light & Magic“ bspw. viel zu kurz mit den Star-Wars-Prequels auf, in denen alle digitalen Errungenschaften kulminierten. Danach überspringt die Erzählung zwanzig Jahre Effektarbeit und landet sofort beim Volume aus „The Mandalorian“.

Und das, obwohl der Vorspann jeder Episode mit digitalen Szenen durchzogen ist, über Davy Jones aus „Fluch der Karibik“ bis zu einigen MCU-Filmen. Dadurch wird auch die Motion-Capture-Technologie nicht beleuchtet, obwohl ILM auf dem Feld mit Jar Jar Binks und Davy Jones ebenfalls Vorreiter war.

Vielleicht liegt die großflächige Aussparung der 2000er Jahre aber auch daran, dass ILM zu einem Effekthaus von vielen wurde und ihnen in mancher Hinsicht von Weta Digital der Rang abgelaufen wurde. Durch das Weglassen anderer Unternehmen in der Filmbranche hat man manchmal das Gefühl, ILM wäre die einzige Effektschmiede Hollywoods.

Wiederum überzeugend ist dafür, dass die Doku einen sehr positiven Blick auf die Entwicklung und Anwendung von Computergrafiken wirft. Das wird besonders gegen Ende bei der Beleuchtung der Produktion von „Jurassic Park“ deutlich. Oder auch, wie Jon Favreau während „Iron Man“ erstmal von ILM davon überzeugt werden musste und schließlich nicht mehr zwischen dem gebauten und digitalen Iron-Man-Anzug unterscheiden konnte.

Demgegenüber stechen die ersten Episoden vor allem mit vielen alten Filmaufnahmen hervor, über den Alltag beim sehr jungen ILM, über Bilder und Aufnahmen von der Produktion der ersten drei Star-Wars-Filme bis hin zu uralten Amateurfilmen der ganzen Mitglieder, die bereits als Jugendliche mit Filmeffekten experimentierten. Selbst als gut belesener Fan dieser Filme und Techniken lässt einem „Light & Magic“ noch so einige Geheimnisse entdecken.

7.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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