F1: Der Film – Kritik und Review

F1© Warner Bros.

„F1“ ist der Formel-1-Film von Joseph Kosinski und der spirituelle Nachfolger zu „Top Gun: Maverick“. Die waghalsige Action, die vor drei Jahren in der Luft stattfand, soll nun mit den schnellsten Rennwaagen der Welt auf die Straße gebracht werden. Mit echten Autos auf echten Strecken wird mit jedem erdenklichen Kamerawinkel versucht, die Spannung und Geschwindigkeit der Formel 1 auf die Leinwand zu übertragen. Das Ergebnis davon ist allen Ehren wert, nur gelingt es „F1“ nicht annähernd dieselbe Magie einzufangen, wie es zuletzt der „Top Gun“-Fortsetzung gelungen ist.

Das liegt vor allem daran, weil die insgesamt unterhaltsamen, schön dröhnenden Formel-1-Sequenzen umspannt sind von einer mittelmäßigen, klischeebeladenen Rennfahrer-Geschichte. Zu keinem Zeitpunkt fällt dem Film etwas Überraschendes oder Interessantes ein. Stattdessen ist jede Figur ein Abziehbild eines Klischees, welches man so schonmal wann anders in besser gesehen hat. Im Vergleich dazu sind Genrevertreter wie „Rush“ oder „Ford v. Ferrari“ die deutlich besseren Rennfahrerfilme. Diesen Filmen mag die echt wirkende und fast perfekt inszenierte Rennaction fehlen, aber dafür waren die Figuren und ihre Geschichten interessant.

Das große Problem von „F1“: Im Gegensatz zu den genannten Kandidaten besitzt dieser Film weder Ecken noch Kanten. Mitunter verzweifelt versucht man, mit Brad Pitts Figur das letzte Bisschen an Profil und Rest-Authentizität aus dem sterilen, durchkommerzialisierten Formel-1-Geschäft herauszupressen. Jedoch fühlt sich trotz echter Rennsequenzen sehr wenig an diesem Film echt und nahbar an. Auf sterile Werkstattumgebungen folgen glattgebügelte Forschungseinrichtungen. An der Formel 1 scheint es rein gar nichts Mythisches mehr zu geben. Und damit ist der Film wahrscheinlich sogar unfreiwillig ehrlich.

„F1“ fühlt sich dadurch an, als befände er sich permanent in der Zwickmühle, das Formel-1-Geschäft möglichst realistisch darzustellen und zeitgleich so viel „Hollywoodisierung“ wie möglich zu integrieren, ohne dabei zu weit und in den Bereich des Unlogischen abzudriften. Daher muss auch permanent erwähnt werden, dass Brad Pitt natürlich zu alt für diesen Sport wäre. Daher fährt der ausgedachte Rennstall natürlich nur hinterher und das große Highlight besteht darin, dass sie am Ende ein einziges Rennen innerhalb der Saison gewinnen. Ein einziges Rennen.

Daher wirkt es auch die ganze Zeit so, als seien Brad Pitt und Co. tatsächlich nur in dieses Konstrukt „Formel 1“ hineingestellt worden. Die Szenen mit den anderen, realen Fahrern wirken nie echt, sondern fühlen sich die gesamte Laufzeit genau danach an, was sie sind, nämlich gestellt. An selber Stelle wirken Cameos bekannter Persönlichkeiten unfreiwillig komisch. Man wünscht sich beim Zuschauen ab einem bestimmten Zeitpunkt, dass dieser Film nie in Kooperation mit der Formel 1 entstanden wäre. Denn so wie jetzt wirkt das Ganze leider wie ein einzig langer Werbefilm für das Geschäft dahinter.

Selbst die Frage, ob sich „F1“ nur für die Rennaction lohnt, ist schwierig zu beantworten. Denn egal, wie viele Kameras sie an die Autos auch angebracht haben mögen, an den Nervenkitzel von Kampfjets reicht das leider nie heran. Zudem werden Begeisterte des Sports kaum mehr finden, als das, was mittlerweile schon die bekannten Fernsehbilder schaffen zu präsentieren. Natürlich gelingt es Joseph Kosinski durch die Kinoinszenierung nochmal eine neue Dynamik einzubringen. Aber der große Aha-Moment bleibt aus. Vermutlich ist am ehesten derjenige begeistert, der noch nie zuvor ein Autorennen gesehen hat.

Dabei fängt der Film eigentlich vielversprechend an. Brad Pitts Figur startet in einer niederen Rennklasse in einem 24-Stunden-Rennen und endet in einem Buggyrennen in der Wüste. All das versprüht mehr Leidenschaft und Charakter als die Formel 1. Wenn einfach nur die Kamera spricht und über die dröhnenden Rennboliden fliegt, dann kommt ein Hauch Kinomagie auf. Mit minimaler Exposition, die überwiegend durch die Bilder vermittelt wird, leitet Joseph Kosinski eigentlich perfekt ein. Nur damit dann später bei der Hauptattraktion, den Formel-1-Rennen, permanent zwei nervige Kommentatoren über jedes gezeigte Bild quatschen und den Zuschauer sekündlich über den Stand der Handlung informieren müssen.

Hier scheitert „F1“ spektakulär und reicht leider nie an die Seherfahrung von „Top Gun: Maverick“ heran. Ein mitunter nervenaufreibender Sport macht noch lange keinen nervenaufreibenden Film.

F1© Warner Bros.

Fazit: „F1“ scheitert daran, mehr Werbefilm als Kinofilm sein zu wollen. Wer Herz und Leidenschaft im Sport sucht, ist hier Fehl am Platz. Wer nur für die Rennaction umgarnt mit einer banalen Geschichte kommt, dürfte zufrieden sein, wenn auch mit einer großen Chance auf ein Gefühl der Unterwältigung.

6.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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