„Dune: Part Two“ ist kein Meisterwerk. Nach dem beeindruckenden ersten Teil legt Denis Villeneuve nun nach zweieinhalb Jahren Teil 2 nach. Auch dieses Mal wird Villeneuves Arbeit teils wieder frenetisch aufgenommen. Zunächst Lobeshymnen aus den Vereinigten Staaten, danach größtenteils begeisterte Stimmen aus Deutschland. Und es ist klar, „Dune“ ist eines dieser Science-Fiction-Epen, wie es sie schon lange nicht mehr gab.
Auch „Part Two“ ist ein audiovisuelles Brett. Es ist der Film, für den die große Leinwand geschaffen wurde. An das Spektakel und den Wahnsinn des ersten Teils knüpft Villeneuves Fortsetzung nahtlos an. Und dabei löst er nach langer Wartezeit endlich ein, was uns Zuschauern vor fast drei Jahren versprochen wurde: der große, epische zweite Teil und Abschluss des Science-Fiction-Klassikers von Frank Herbert.
Es gibt nur wenige Stimmen, die etwas anderes behaupten. Und wenn, dann beschränken sich einige Enttäuschte darauf, diesem Film lediglich den Meisterwerk-Status abzuerkennen. Ja, es gibt tatsächlich Leute, die „Part Two“ schlechter als den ersten Film finden, was natürlich absurd ist. Dieser Film dreht an allen Stellschrauben: bei den Bildern beeindruckender, vom Pacing her besser, in seiner Action aufregender und bei der Erzählung spannender.
Vor allem aber funktioniert der Film besser für sich selbst. „Dune“ war buchstäblich ein unvollendeter Film und konnte mit seinem bedeutungsschwangeren Worldbuilding tatsächlich ab und zu langweiligen. „Part Two“ hingegen sprintet von Minute Eins an los und funktioniert als Geschichte von Paul Atreides deutlich runder.
Kein Meisterwerk ist „Dune: Part Two“ aus anderen Gründen. Und das ist nicht überraschend, da der erste Teil eben auch schon keines war. Keine Frage, diese beiden Filme sind ein monumentales Erlebnis und auf ihre Art einzigartig. Nur fehlt mir bei Denis Villeneuve immer der letzte Schritt, aus den grandiosen Bildern auch eine mit echten Emotionen und großartig ausgearbeiteten Figuren bestückte Geschichte zu machen.
Zunächst wird man als jemand, der das Buch nicht gelesen hat, oftmals das Gefühl nicht los, dass einige Handlungselemente und Figuren einen zusätzlichen Blick ins Buch benötigen, um sie wirklich umfassend verstehen zu können. Das hängt zum einen mit dem Worldbuilding zusammen, welches sich einem aufgrund der kleinen Rolle des Imperators und des fehlenden Blickes außerhalb von Arrakis immer noch nicht ganz erschließt.
Zum anderen finden die Entwicklungen einiger Figuren derart abrupt statt, sodass man zweifelsohne mit einigen Fragezeichen zurückbleibt. Dazu gehört zum Beispiel Lady Jessica, die nach wenigen Minuten nicht mehr wiederzuerkennen ist oder Paul Atreides, der zum Ende des zweiten Aktes eine schnellere Wandlung durchläuft, als Anakin Skywalker Jünglinge abschlachtet – Grüße an alle Star-Wars-Fans und Prequels-Gegner, die „Dune“ mittlerweile für das bessere Star Wars halten.
Zwar bin ich dankbar, dass Denis Villeneuve erlaubt wurde, das erste Buch auf zwei Filme aufzuteilen. Diese Geschichte musste einfach gesplittet werden. Trotz alledem ist merklich zu spüren, dass diesem Film etwas mehr Zeit gutgetan hätte. Wo der erste Teil stellenweise langatmig und wie ein überbordender Prolog wirkte, ist der zweite Teil oftmals gehetzt und springt geradezu abrupt durch verschiedene Handlungselemente:
Paul Atreides wird von den Fremen auf eine Reise durch die Wüste geschickt, zwei Szenen später sitzt er schon wieder mit denen im Zelt; Paul Atreides wehrt sich eineinhalb Stunden strikt gegen den Messias-Kult, fünf verwirrende Minuten später entscheidet er sich um und schwingt sich zum Rebellenanführer auf.
Zudem fehlt häufig ein echtes Zeitgefühl für bestimmte Ereignisse oder der Kontext einiger Aktionen erschließt sich nur durch eigene Erklärungsansätze. Erst bomben die Harkonnen die schlecht ausgerüsteten Fremen regelrecht weg und vertreiben sie in den Süden; keine Stunde später stürmen sie mit Paul als Anführer und einigen Sandwürmern die gesamte feindliche Hauptstadt. Die einfachste Rebellion der Kinogeschichte.
Denis Villeneuve ist es manchmal auch selbst Schuld und es liegt nicht alleine am Buch. Den ersten Film hätte er womöglich straffen und zu einem späteren Zeitpunkt im Buch beenden sollen. Denn so fehlt Pauls Reise mit den Fremen und seinem Aufstieg schlicht die Zeit. Außerdem wäre es ratsam gewesen, Feyd-Rautha schon im letzten Film einzuführen, anstatt jetzt im Eiltempo einen neuen Antagonisten hochzuziehen.
Es existieren ja bereits zwei Harkonnen, die als Gegner etabliert wurden; mit denen Paul auch eine Vergangenheit teilt, immerhin sind sie direkt für den Tod seines Vaters und den Untergang seines Hauses verantwortlich. Demgegenüber haben Paul und Feyd-Rautha keine Bindung zueinander, weil sie sich eben nicht mal persönlich kennen.
Eine weitere Diskrepanz zwischen den beiden Filmen sind die Visionen von Paul und der Ausblick auf seine Zukunft als Messias. Während der erste Teil hier noch sehr eindeutig ist und die mögliche Zukunft schön visualisiert wird, präsentiert uns Villeneuve im zweiten Teil nicht nur gänzlich andere Visionen, sondern lässt diese auch viel ungenauer und weniger konkret erscheinen. Konnte sich Villeneuve nicht entscheiden, wie viel er vom zweiten Buch preisgeben wollte?
Und wenn wir schon bei Star-Wars-Vergleichen sind: wie ungelenk und unnötig ist eigentlich die Enthüllung von Pauls wahrer Herkunft inszeniert? Weder war es spannend und charakterverändernd, noch hat es der Handlung etwas genützt. Ein Nebensatz, den man sich auch hätte sparen können.
Vieles davon sind nur Kleinigkeiten, die sich leicht ignorieren lassen. Aber zusammengenommen tragen sie dann doch dazu bei, dass auch „Part Two“ kein Meisterwerk ist. Zwar sind die beiden Filme hervorragend gemacht, nur fehlt es mir bei den Figuren an Bindung und der übergreifenden Handlung an emotionaler Fallhöhe.
Fazit: „Dune: Part Two“ ist das zu erwarten gewesene Kinospektakel. Wie schon dem ersten Teil fehlen aber auch diesem Film besser ausgearbeitete Figuren sowie eine spannendere und mitreißendere Geschichte.
7.5 von 10.0