Die Ringe der Macht & Black Adam – Kritik und Review

Die Ringe der Macht, Black Adam© Amazon, Warner Bros.

Für diesen November habe ich eine Serie und einen Film in einem Beitrag zusammengefasst. Ich schreibe über Amazons neues Aushängeschild „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, sowie den neusten DC-Blockbuster „Black Adam“.

Die Ringe der Macht

„Die Ringe der Macht“ lässt mich ein wenig gespalten zurück. Einerseits habe ich die Serie in den letzten Wochen als unvoreingenommener Fan der Kinofilme sehr genießen können; andererseits erreichte die Erzählung nie das qualitative Level, was ich mir gewünscht hätte. Die Serie ist natürlich keine Katastrophe, wozu sie bereits im Voraus von vielen sogenannten Tolkien-Puristen verurteilt wurde. Aber die Schreibe der Show ist auch bei weitem keine vor Glück springende Meisterleistung.

Als Herr-der-Ringe-Fan müsste man sich eigentlich glücklich schätzen, in welchen Händen das Projekt letztlich gelandet ist. Zu den anderen Optionen gehörten, wie letztens ein Artikel vom Hollywood Reporter ergab, u. a. der Vorschlag von Netflix mehrere Shows im Stile des MCUs aufzuziehen, um diese dann im Geiste eines Avengers-Films kulminieren zu lassen. Gruselig.

Dem gegenüber fragt man sich als Interessierte aber dann trotzdem, wie Amazon darauf kam eine Serie über das Zweite Zeitalter zu beauftragen ohne die Rechte für das Zweite Zeitalter, namentlich dem Silmarillion, zu besitzen. Vielleicht dürfte das einer der Gründe sein, warum die erste Staffel in Teilen etwas konfus und über Ecken sowie dramaturgische Kniffe erzählt ist; nicht, weil man unbedingt eine Fan-Fiction-Version von Tolkiens Werk machen wollte (und nicht, weil man es ohnehin dramaturgisch hätte anpassen müssen), sondern weil schlicht ein paar entscheidende Rechte fehlten. Aber wer weiß.

Letztendlich muss man der Serie zugutehalten, dass Amazon keine leeren Versprechungen bezüglich der Investition in dieses Projekt gemacht hat. Mit allem drum und dran (inklusive Rechte) hat die erste Staffel mehrere $100 Mio. gekostet. Und das sieht man. Noch nie hat eine Serie so sehr Kino-Atmosphäre versprüht, ja vielleicht sogar in Momenten übertroffen, angesichts der präsentierten Bilder. Kein Effekt sieht schlampig aus, jeder Establishing Shot erstaunt aufs Neue. Und bei der Mischung aus praktischen und visuellen Effekten sowie echten, großen Sets scheint man genau das richtige Fingerspitzengefühl gefunden zu haben. Rein visuell kann man „Die Ringe der Macht“ nichts ankreiden.

Nur den Drehbüchern gelingt es zu keinem Zeitpunkt damit mitzuhalten. Die Geschichte ist an sich nicht schlecht. Allerdings werden die vielen aufgebauten Handlungsstränge nur selten elegant und clever miteinander verknüpft bzw. erzählt. Es entsteht fast nie ein guter Erzählfluss, weil sich die Serie selbst mit acht Folgen á 70 Minuten zu viele Geschichten aufbürdet. Die Serie betreibt sehr viel Build-up, aber es kommt nur selten zu echten Highlights oder guten Pay-Offs. Bis auf rar gesäte Aha-Momente, wie z. B. die Ankunft in Numenor oder der Entscheidungskampf in den Südlanden plätschert das Erzählte oftmals so vor sich hin. Zwar mit hübschen Bildern, aber mit wenig Spannung, kaum interessanten Figuren und langwierigen Plots.

Die Serie hat dennoch ihre Momente. Die Beziehung zwischen Elrond und Durin zum Beispiel. Oder auch Galadriel als Hauptfigur fand ich durchaus gelungen. Vieles verkommt jedoch zu Mittelmaß, dem einfach ein wenig das Geschick beim Schreiben und Strukturieren des Ganzen fehlt, um „Die Ringe der Macht“ wirklich zu einem echten Highlight zu machen. Ich habe die Erfahrung der letzten Wochen genossen, aber richtig lieben gelernt habe ich die Show leider nie.

6.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

Black Adam

„Black Adam“ ist ein DC-Durcheinander erster Güte. Auf der einen Seite ein Fehlschlag, wie aus alten DCEU-Tagen, in denen man verzweifelt versucht, das MCU zu kopieren, dabei im Grunde aber einen Film erschafft, der viel zu überladen ist, schwach erzählt wird und über keine guten Figuren verfügt.

Auf der anderen Seite eine altbackene Comic-Verfilmung, die vergleichbar mit Sonys „Venom“-Reihe die letzten 20 Jahren der Superhelden-Ära verschlafen zu haben scheint und ästhetisch wie geschrieben in den 90er Jahren stecken geblieben ist, ohne Gespür für Charaktere, Dramaturgie und Struktur.

Im Wesentlichen vereint dieser Film, an dem Hauptdarsteller Dwayne Johnson über zehn Jahre „gewerkelt“ hat, alle bekannten DCEU-Schwächen. Zu viel, zu schnell; zu unfokussiert, zu voll; nichts Halbes, nichts Ganzes. Das Drehbuch ist schwach und enttäuschend, die Regie höchstens mittelmäßig. Währenddessen liefert Dwayne eine schauspielerische Nicht-Leistung ab. Schau mal gelangweilt und emotionslos in die Kamera, und danach bitte noch 128 Mal – das war wohl die Anweisung während der Dreharbeiten.

Außerdem ist Black Adam als Figur eine absolute Enttäuschung. DER neue Anti-Held des DC-Universums? Fehlanzeige. Wohl eher ein verwirrtes Kerlchen, der seine Gegner gerne mal direkt umbringt, um dann ab der Hälfte des Films doch ein ganz angenehmer Typ zu sein, nachdem ihm 2–3 Personen lange genug weich geredet haben, dass Töten nicht so gut ist. Dass die Helden des DCEUs, maßgeblich durch Zack Synders Filme, seither keine großen Probleme haben, Leute umzubringen, ignorieren wir dafür mal kurz. Für einen coolen Anti-Helden ist das zumindest zu wenig.

DC-typisch funktioniert der ganze Universums-Ansatz auch mal wieder überhaupt nicht. Halbgar sowie ohne Sinn und Verstand werden irgendwelche Verbindungen hergestellt. „Bekannte“ Figuren erhalten ohne Zusammenhang und narrativen Zweck Kurzauftritte. Kennt ihr noch diese eine Nebenfigur aus „Peacemaker“, die Show, die niemand geguckt hat, weil niemand HBO Max hat?

Und übrigens, es gibt neben der Justice League und dem Suicide Squad noch die Justice Society, die wir euch jetzt fast sechs Jahre lang verheimlicht haben, aber eigentlich schon immer existierten. Bis jetzt hatten die nur keine Lust einzugreifen. Und für die Mitglieder dieses neuen Teams nehmen wir uns natürlich nicht ausreichend Zeit und charakterisieren sie vernünftig, nein, sie werden alle halbgar eingeführt und bleiben überwiegend völlig unterentwickelt. Typisch DCEU eben.

Und unsere Welt ergibt sogar so wenig Sinn, sodass die Bösewichte auf schwebenden Hoverbikes unterwegs sind. Spielt der Film in der Zukunft oder in einem fiktiven Wakanda 2.0? Nein, aber wen interessiert schon ein logisch aufgebautes Comic-Universum.

Das Einzige, was an „Black Adam“ halbwegs launig ist, sind die überwiegend unterhaltsamen Actionsequenzen. Mit etwas Wucht und gelungenen Choreografien erfüllt der Film hier zumindest das Mindestmaß an Unterhaltung. Aber vergleichbar mit einem „Aquaman“, der trotz des schwachen Skripts wenigstens spaßig inszeniert und gestaltet war, macht das diesen Film dennoch nicht. Dafür ist „Black Adam“ zu dämlich. Dämliches Blockbuster-Kino.

4.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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