Cowboy Bebop, Last Night in Soho, Arcane – Kurzkritik

Cowboy Bebop, Last Night in Soho, Arcane© Dybex, Universal Pictures, Netflix

Für den November habe ich drei Filme und Serien in einem Beitrag zusammengefasst, da meine Gedanken als Einzelkritik zu kurz wären. Auf meinem Blog möchte ich daher gerne in Kurzform über den Anime-Klassiker „Cowboy Bebop“ sprechen, einen Blick auf den neusten Film von Edgar Wright „Last Night in Soho“ werfen und meine Meinung zum Netflix-Hit „Arcane“ äußern.

Cowboy Bebop

„Cowboy Bebop“ ist ein Anime-Klassiker, der mir bis vor kurzem noch nichts gesagt hätte. Vieles kennt man zumindest vom Hörensagen, aber diese Serie war mir bis vor wenigen Wochen fremd. Dass die Serie damals nur auf MTV ausgestrahlt wurde und noch dazu eine FSK 16 besitzt, trug vermutlich dazu bei (eine große Zielgruppe erreicht man so natürlich nicht). Nun bin ich aber doch froh „Cowboy Bebop“ nachgeholt zu haben, denn die zunächst seltsame Mixtur aus Space-Western, Noir und Anime hat mir sehr gut gefallen.

Dazu kommt ein Verbund aus Charakteren, die zwar nicht besonders tiefgründig sind, aber zwischenzeitlich immer genügend Aufmerksamkeit und Hintergründe erhalten, wodurch das beständige „Mission-of-the-week“-Schema passend ergänzt wird. Hier zeigt sich das Science-Fiction-Genre mal wieder als besonders wandelbar und vielfältig, denn die Themen und Geschichten sind genauso kreativ und unvorhersehbar wie insgesamt die spannende, abwechslungsreiche Welt.

Es gibt im Mittelteil zwar auch mal schwächere Episoden und der Seriencharakter von jeweils einer Mission pro Folge (bei nur á 24 Minuten) bekommen den interessanten Geschichten nicht immer gut. Es gibt tatsächlich nur zwei Doppelfolgen, wodurch nicht alle Themen auserzählt wirken und ihrem möglichen Potenzial gerecht werden.

In ihrer Ausrichtung ist „Cowboy Bebop“ dennoch so stilsicher wie auch faszinierend erzählt. Jeder Charakter erhält genügend Fleisch, aber muss auch nicht bis ins kleinste Detail auserzählt werden. Gerade die Vergangenheiten von Spike und Faye bleiben gleichermaßen spannend wie geheimnisvoll. Vieles wird in kurzen Bildern nur angedeutet. Hinzu kommt die tolle Inszenierung, der es mit einer Kombination aus Bild und Musik immer wieder gelingt hervorragende Sequenzen darzustellen.

So findet die Serie mit ihren kurzweiligen 26 Episoden auch ein zügiges Ende. Mit der Bebop-Crew hätte man sicherlich noch dutzende weitere Abenteuer erzählen können. Aber der Anime findet einen guten, sogar melancholischen Abschluss, der die Charakter-Arcs befriedigend abschließt oder passend zum Beginn der Serie in der Schwebe lässt.

„Cowboy Bebop“ ist wirklich ein ganz eigener Genre-Mix mit vielen coolen und seltsamen Ideen, witzigen und verschiedenen Charakteren und weiß seine Inspirationen sowie Einflüsse gekonnt zu verknüpfen und damit zu einer eigenen, kurzweiligen Komposition zu formen.

8.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

Last Night in Soho

Mit „Last Night in Soho“ gelingt Edgar Wright ein weiterer schön inszenierter und erzählerisch packender Film. Dieses Mal mit einer Thematik, die sowohl aktuell, wie auch spannend ist und die „guten, alten Zeiten“, genauer die idealisierten 1960er Jahre in London, gekonnt dekonstruiert. Die Darsteller sind hervorragend, vor allem Anya Taylor-Joy besticht wieder mit ihrer einnehmenden Aura; der gewählte Soundtrack dominiert teilweise auf brachiale, mitreißende Weise die Leinwand; und Edgar Wright weiß mal wieder mit einigen kreativen Einfällen und seiner speziellen Inszenierung zu punkten.

Obgleich ich noch lange nicht alle seine Filme kenne, war Wrights Inszenierung allerdings auch schon mal verspielter, visuell ideenreicher und herausstechender. Die Themen von „Last Night in Soho“ sind in ihrer Aktualität und Brutalität schön ausgearbeitet. Dabei gelingt dem Film jedoch nicht immer der eleganteste und subtilste Umgang damit.

Der Sprung von der idealisierter Hülle zum bitteren, realistischen Kern kommt so plötzlich, wie auch explizit. Hier vermittelt Wright nicht gerade subtil, sondern überdeutlich und zu durchsichtig. Der thematisch ähnliche und kürzlich erst erschienene „The Last Duel“ von Ridley Scott ist in dieser Hinsicht beispielsweise differenzierter und letztlich cleverer, ja, war in seinen Schlüsselmomenten sogar ohne Horroreffekt deutlich unangenehmer. Denn der Horror-Aspekt gelingt Wright nur mittelmäßig. Er ist weder gruselig, noch unbehaglich, sondern driftet im Finale beinahe schon ins Alberne ab.

„Last Night in Soho“ ist ein sehenswerter Film, dem an der einen oder anderen Stelle der Feinschliff fehlt. Die Inszenierung ist hervorragend, die Thematik spannend, gerade für Edgar Wright die wohl erwachsenste. Die Dekonstruktion überzeugt über weite Strecken, aber lässt in ihrer Ausführung doch ein paar kleine Schwächen erkennen.

6.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

Arcane

Dem Hype rund um „Arcane“ kann ich nicht ganz zustimmen, obwohl mir die Serie insgesamt gut gefiel und ich mich auf mehr freue. Für eine Videospielumsetzung ist sie definitiv hervorragend und brilliert mit ihrem grandiosen Animationsstil und den toll ausgearbeiteten Charakteren. Klar in drei Akte unterteilt, erzählt „Arcane“ in jeweils drei Folgen die Geschichte und Konflikte zweier Schwestern, einer Ober- und einer Unterstadt und diversen gesellschaftlichen, politischen sowie zwischenmenschlichen Problemen.

Leider verlor mich die Serie ab dem zweiten Akt allerdings phasenweise immer mal wieder und konnte mich emotional nur selten an die Figuren binden. Zudem geht die klare Aktstruktur verloren, welche nach den ersten drei Folgen keinen richtigen Nutzen mehr hat. Akt 1 endet mit dem Verlust der Mentorfigur und der Entzweiung beider Schwestern (eigentlich wunderbar nach Lehrbuch). Bis auf den Zeitsprung knüpfen die restlichen sechs Folgen daran nur noch selten an und funktionieren mehr wie eine Einheit. Außerdem verweigert sich die Serie einer klar aufgebauten Konfrontation der beiden Schwestern, welche stattdessen in einigen wenig spannenden Scharmützeln enden.

Darüber hinaus überlädt sich „Arcane“ nach und nach mit zu vielen Figuren und Handlungssträngen, wodurch ein klarer Fokus verloren geht. Jinx und Vi bleiben zwar die Protagonisten, aber viele andere Stränge verlaufen so halbgar ins Leeren, wirken nicht richtig zu Ende gedacht und versanden dann irgendwie in Cliffhangern für Staffel 2 oder enden unbefriedigend.

Beispielhaft wäre die Figur eines korrupten Polizisten zu nennen, der in Akt 1 und 2 immer wieder relevant ist, dann aber in Akt 3 keine Rolle mehr spielt und mal so nebenbei durch eine Explosion stirbt. Oder das Wissenschaftlerduo, deren beider Stränge sich irgendwann immer weiter aufspalten und dann nach viel hin und her sowie ewigen Experimenten ins Nichts verlaufen (Victor arbeitet fast die gesamte Staffel an der Hex-Technologie, aber letztlich kommt er zu keinem Ergebnis, man weiß weder wo die Figur steht, noch wo die ganze Forschung hingeführt hat).

So wirkt „Arcane“ am Ende leider selbst nur wie ein einziger erster Akt, der viele Konflikte nicht löst, sondern in die Länge zieht und dann mindestens in einem Cliffhanger-Ende enden lässt. Das ist schade, denn die letzten zwei Wochen habe ich mich immer wieder auf die neuen drei Folgen gefreut. Als richtig rund entpuppte sich dann aber doch nur Akt 1, der die Welt und seine Figuren hervorragend etabliert und emotional endet.

Auf technischer Ebene ist die Serie natürlich perfekt und sieht wunderschön aus. Aber erzählerisch habe ich jetzt sechs Folgen vergeblich auf den nächsten wirklich berührenden Moment gewartet oder endlich auf den eskalierenden Konflikt und ein konkludierendes Finale. Somit bleibt „Arcane“ zwar definitiv eine Empfehlung (für die man auch nicht League of Legends kennen muss), aber nicht die Offenbarung, welche so viele andere sehen und auf die ich nach dem starken Beginn gehofft hatte. Hier wäre mehr drin gewesen.

7.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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