Bullet Train, Cobra Kai, Everything Everywhere All at Once – Kurzkritik

Bullet Train, Cobra Kai, Everything Everywhere All at Once© Sony Pictures, Netflix, Leonine

Für diesen Oktober habe ich erneut drei Filme und Serien in einem Beitrag zusammengefasst. Ich schreibe über David Leitchs „Bullet Train“, werfe einen Blick auf die fünfte Staffel der Erfolgsserie „Cobra Kai“ und spreche über den nicht mehr so geheimen Geheimtipp des Jahres „Everything Everywhere All at Once“.

Bullet Train

„Bullet Train“ von David Leitch ist ein Mischmasch aus verschiedenen Filmen und Inspirationsquellen, ohne jedoch an eine davon heranreichen zu können. Altstar Brad Pitt findet sich als betagter Auftragskiller aus zunächst undurchsichtigen Gründen in einem Zug voller Profikiller und anderweitiger Gauner wieder, die alle aus eigenen Motiven und Gründen anwesend sind, wie sich nach und nach herausstellt.

Daraus entsteht schließlich ein sehr unterhaltsamer Action-Film mit starkem komödiantischem Einschlag und dem Fokus auf witzige Dialoge und Situationskomik. Ernst soll das alles nicht genommen werden, weswegen die Kombination sehr an David Leitchs „Deadpool 2“ erinnert. Die Brutalität ist hoch, aber die Fallhöhe immer niedrig und der nächste Spruch bzw. witzige Schlagabtausch stets bereit.

Die Action erinnert dabei eher an die alten Jackie-Chan-Actionfilme und ist weniger mit „Deadpool“ oder Leitschs „John Wick“ vergleichbar. Gewohnt gut gelingt ihm auch wieder die Inszenierung des Ganzen, nur reicht die Action nicht an erwähnte Vorbilder heran und kommt etwas dürftig daher. Davon ausgenommen ist einzig das sehr überzeichnete Finale, welches sehr schön aufdreht und von dessen Verrücktheit der Film mehr hätte gebrauchen können.

Beim wohl konstruierten Plot und dem Stil der Dialoge fühlt man sich außerdem schnell an den Stil von Guy Ritchie und Tarantinos „The Hateful Eight“ erinnert. Allerdings ist „Bullet Train“ auch hier weit davon entfernt, ein ähnliches Level an guten Dialogen oder die Spannung und Cleverness eines Tarantino-Plots zu erreichen. Wenn sich das Rätsel, die Hintergrundgeschichten und die Motivation von Figuren nach und nach lüften, dann entlockt das eher ein müdes Lächeln über die sehr forcierte Konstruktion des Ganzen, als ein „Wow, clever“-Effekt.

Somit ist „Bullet Train“ eine gut gefilmte und unterhaltsame Actioncomedy, der das gewisse Etwas fehlt, um wirklich begeistern zu können. Ganz so schlecht, wie er momentan von amerikanischen Kritikern bewertet wird, ist er allerdings auch nicht.

6.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

Cobra Kai – Staffel 5

Die fünfte Staffel von „Cobra Kai“ ist ein weiterer guter Eintrag der Serie, reicht aber nicht an die letzte und schon gar nicht an die ersten beiden Staffeln heran. Mein Hauptkritikpunkt seit der dritten Staffel bleibt weiterhin bestehen, dass sich die Geschichte mittlerweile arg überstreckt anfühlt und dringend zu einem Ende kommen muss. Auch diese Staffel bietet über weite Strecken all den gewohnten Spaß, die unterhaltsame Action und die verrückten Überspitzungen von Ereignissen. Allerdings kommen nicht nur die meisten Charakter-Arcs zu einem spürbaren Ende, sondern auch die ansonsten so spaßigen Eigenheiten der Serie laufen im Grunde aus.

Exemplarisch erkennt man das an Johnny, der sich als einstige Hauptfigur der Serie – mit seinem rückständigen Weltbild, den veralteten Trainingsmethoden und seiner reaktionären, aber witzigen Art – im Prinzip zum besseren und somit auch weniger unterhaltsamen Menschen ausentwickelt hat. Daran ist nichts falsch, aber es wird dadurch überfällig, die Geschichte abzuschließen. Das merkt man zum Beispiel auch an der cleveren sowie humorvollen Art, bestimmte gegenwärtige Ereignisse immer wieder mit vergangenen Momenten aus den ersten drei Filmen gegenzuschneiden. Nur hat man mittlerweile jeden ikonischen Moment der Vergangenheit abgegrast, sodass es dazu kaum mehr kommt.

Ein spannender Neuzugang der Staffel ist Daniels alter Rivale Mike Barnes, an dem jedoch einiges an Potenzial verschwendet wird. Zwar empfand ich es als sehr angenehm, dass er, ähnlich wie Chozen, als mittlerweile guter Mensch und Freund in Erscheinung tritt. Allerdings verschwindet er nach der sehr guten dritten Folge leider gänzlich vom Radar, während er im Finale die meiste Zeit K.O. geschlagen im Nebenzimmer verbringt. Zwar ist es schon ein herrlicher Fan-Traum endlich Daniel, Johnny, Chozen und Mike gemeinsam auf dem Bildschirm zu sehen, aber für ein richtiges Team-Up hat man viel Potenzial liegengelassen.

Dafür ist zumindest Chozen ganz klar der MVP der Staffel und verfügt über die besten und witzigsten Momente. Generell finde ich es cool, dass er nun eine Art Mentor-Funktion eingenommen hat und wie eine Art Miyagi-Nachfolger wirkt. Der einst gefallene Schüler, der nach all den Jahren als weiser Mann zurückgekehrt ist.

Insgesamt fehlen dieser Staffel ein wenig die Überraschungsmomente sowie die klaren Highlights. Bis auf Terry Silver sind alle relevanten „Bösewichte“ längst zu Miyagi-Do und Co. übergelaufen und dadurch weiß man nicht nur, worauf das Ganze hinauslaufen wird, sondern es fehlt auch ein wenig die Würze, welche die Geschichten zuvor so unterhaltsam gemacht haben. Ein weiterer Grund, warum das Ende überfällig ist und ich mich frage, was in einer weiteren Staffel noch großartig passieren soll.

So durchlaufen die meisten Protagonisten der Staffel im Grunde nur noch einen großen Versöhnungsprozess; die letzten Fehden werden beendet, das letzte böse Blut bereinigt (vor allem zwischen den ganzen Kids). Sogar Kreese ist schon längst zum zwar etwas hinterlistigen, aber auch missverstandenen Antagonisten entwickelt worden, der ja in Johnny eigentlich nur einen Ziehsohn sah und ihn zu einem besseren Menschen machen wollte. Dadurch bleiben nur noch Terry Silver und seine weniger interessanten Schergen übrig.

Die spannendste Entwicklung (die sich auch schon seit längerem vollzieht) hatte dieses Mal tatsächlich Daniel LaRusso. Schon zu Beginn kämpft er mit sich selbst und mit der Verantwortung nach dem Tod von Mr. Miyagi ein guter Lehrer zu sein. Er ist von Zweifeln geplagt, zudem immer noch hitzköpfig und ungeduldig. Ihm gelingt es nicht ansatzweise dem guten Beispiel seines Meisters zu folgen. Und das steht der Figur richtig gut. Daniel ist nicht Miyagi, er ist nicht der Obi-Wan-Typ, der zu dem werden kann, was die alles durchströmende Weisheit eines Mr. Miyagi einst verkörpert hat. Und damit kämpft LaRusso. In vielen Momenten kommt immer wieder „Danny-boy“ durch (wie Silver ihn so schön nennt), der unüberlegt handelt, der Fehler macht und immer wieder versucht – mal mehr, mal weniger erfolgreich – Miyagis Weisheiten und Lehren folge zu leisten. Mir gefällt das richtig gut, wie konsequent die Figur hier seit dem Beginn von „Cobra Kai“ und nochmal explizit in dieser Staffel fortgeführt wird.

Fazit: Zählt nicht zu den besten Staffeln, aber ist eine weitere unterhaltsame Fortführung der Ereignisse mit verrückten Momenten, spaßigen Karate-Einlagen und guten Charaktermomenten. Nur muss die Geschichte endlich zu einem Abschluss finden, um sich nicht zu wiederholen und an Figuren zu klammern, über die es nichts mehr zu erzählen gibt.

7.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

Everything Everywhere All at Once

„Everything Everywhere All at Once“ lässt mich nach all dem Hype aus diesem Frühjahr etwas enttäuscht zurück. Die Inszenierung und Kameraarbeit sind natürlich beeindruckend und äußerst kreativ gestaltet. Und einige Ideen und Einfälle sind tatsächlich originell. Auch die Themen und Kernaussagen des Films funktionieren am Ende und werden gut vermittelt. Bei all dem Spektakel sind es letztlich die essenziellen menschlichen Fragen und Bedürfnisse, auf die es ankommt.

Aber wow, der Film ist derart albern, dass ich zeitweise fast ausgestiegen wäre. Der Humor hat mich zu keinem Zeitpunkt erreicht und einige Einfälle sind so lächerlich und flach, sodass er den eigentlich ernsten Themen jegliches Gewicht raubt. Ich verstehe, wieso Kevin Feige die beiden Regisseure einst für das MCU angefragt hat – hätte gut gepasst, allerdings auf die schlechte Art. Hinzukommt die weitestgehend enorm anstrengende und hektische Erzählweise der ganzen Geschichte. Ja, die Inszenierung hat ihre grandiosen Momente, aber die Hektik im Erzählfluss, der Kamera und des Schnitts hätten mich manchmal fast betäubt oder aufgrund einer Überdosis von Eindrücken austreten lassen.

Zudem muss man ganz ehrlich sagen, dass auch in diesem Film das Potenzial des Konzeptes eines Multiversums nicht wirklich ausgeschöpft wird. Aufgrund der fast zeitgleichen Erscheinung von Marvel’s Doctor Strange 2 wurden ja immer wieder Vergleiche hergestellt und „Everything Everywhere All at Once“ der weitaus bessere Umgang mit jenem Konzept attestiert. Der „beste“ Multiversen-Film, wie es oftmals hieß. Und ja, dieser Film nutzt das Konzept schon ein wenig besser, vor allem kreativer. Aber an allzu viele neue Welten, außergewöhnliche Ideen und clevere Konzepte wagt er sich auch nicht heran. Wenn die Prämisse und Logik dahinter erstmal etabliert sind, dann war’s das erstmal mit dem Multiversum als Idee.

Statt in andere Welten zu reisen, vertraut der Film auf den Einfall, dass sich die Charaktere lediglich andere Fähigkeiten ihrer Multiversen-Ichs „herunterladen“ können. Somit umgeht man dann schon mal die Möglichkeit neue, spannende Welten zu zeigen, wofür die kleine Produktion vermutlich nicht das Geld gehabt hätte (was man daran merkt, dass jede andere Welt in 99 % der Fälle dieselbe Erde ist, nur eben mit einem anderen Lebenslauf der Protagonistin). Aber auch die etablierte Prämisse, die Übernahme von anderen Fähigkeiten, mündet letztendlich in ein immer sehr, sehr ähnliches Set an Fähigkeiten. Einmal ist es Kampfsport, dann ist es Turnen, dann ist es Wrestling, dann ist es eine Köchin, die sehr gut mit Messern umgehen kann, also letztlich auch wieder Kampfsport etc. Und im Finale wird ohnehin alles mit Kampfsport gelöst. Jeder kann irgendeine Form davon.

Also ja, es ist nicht ganz so einfältig, wie Marvel’s Doctor Strange, der in einem Multiversen-Film lediglich in ein einziges anderes Universum reist, wo die Ampeln verkehrt herum funktionieren. Aber allzu viel mehr haben die zwei Regisseuren dann auch nicht gefunden. Und das täuscht auch nicht darüber hinweg, dass der „beste“ Multiversen-Film des Jahres zu zwei Dritteln in einem grauen Bürogebäude, genauer einem Finanzamt, spielt.

6.0 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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