Assassin’s Creed

Assassin's Creed© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Es ist offensichtlich, warum die Mehrheit diesen Film nicht mag. Es ist offensichtlich, wieso diese Interpretation der Vorlage scheitert. Ich kenne die Spielreihe “Assassin’s Creed”. Tatsächlich bin ich sogar großer Fan und habe fast jedes Hauptspiel der Reihe gespielt. Und ich mag diesen Ansatz, den der Regisseur Justin Kurzel hier gewählt hat.

“Assassin’s Creed” wird als eine düstere, kalte und unangenehme Rahmenhandlung verstanden. Die Assassinen sind keine Heldenfiguren, sondern werden als gewalttätige, defekte Randgruppierung gezeichnet. Abstergo ist ein moderner Großkonzern, der in einer kühlen, emotionslosen Einrichtung nach dem Edenapfel sucht, um die Menschheit von jedweder Gewalt und freiem Willen befreien zu können. Darin verkommen ihre Patienten und Zielobjekte, in Form von Callum Lynch, zu willenlosen Experimenten, die das Unternehmen unter Schmerz und Zwang zu ihrem Ziel führen soll.

In dieser Verfilmung schmerzt das Assassinen-Dasein. Sie unterliegt einer qualvollen Prozedur, bis man schließlich sein Schicksal als Assassine akzeptiert. Hier ist wenig heldenhaft, wenig glorreich. Konsequenterweise ist der Animus daher auch kein weicher Liegestuhl, sondern wird als großer mechanischer Arm uminterpretiert, an den man sich mittels eines Wirbelsteckers anschließen muss.

Das Inszenierte grenzt in Teilen beinahe an experimentelles Filmschaffen, sei es die dystopische Visualisierung der Gegenwart, der drückende Soundtrack oder die kalte Atmosphäre. Die Abstergo-Einrichtung erinnert an eine Umgebung, die als Vorstufe von “THX 1138” inspiriert worden zu sein scheint. Der Assassinen-Orden wird auf unerwartete Weise neu interpretiert und Kurzel versteht den Konflikt mit den Templern als emotionslose, karge Dystopie. Der Film orientiert sich sozusagen am ursprünglichen Prinzip der Spielidee und formt daraus einen rauen und sehr ernsten Konflikt zwischen Templern und Assassinen.

“Assassin’s Creed” besitzt natürlich die eine oder andere dramaturgische Schwäche und ist gerade beim Orden der Assassinen nicht sonderlich erpicht darauf, eine tiefere Hintergrundgeschichte zu etablieren. Zudem liegt der Fokus deutlich auf den Ereignissen der Gegenwart. Dort liegt die Geschichte und dennoch kommt der Ausflug ins Spanien des 15. Jahrhunderts etwas zu kurz. Aber immerhin war man auch hierbei kreativ und hat sich an einem unverbrauchten Setting versucht. Dies gelingt überaus gut, da die Actionszenen schön inszeniert sind und sich daraus eine glaubhafte Kulisse ergibt. Eine Handlung, die länger als 116 Minuten ist (inklusive 15 Minuten Abspann) hätte dem Film aber wahrscheinlich trotzdem gutgetan.

Assassin's Creed© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Nein, “Assassin’s Creed” ist nicht der witzig-unterhaltsame “feel good” Hollywood-Blockbuster, den sich vermutlich die meisten Zuschauer gewünscht haben. Hier gibt es wenig zum Lachen und dennoch vermag es Justin Kurzel eine beeindruckende Vision zu erzählen, welche dem ursprünglichen Konzept der Vorlage treu bleibt und daraus einen ernstzunehmenden, spannenden sowie hochatmosphärischen Actionthriller konstruiert. Das funktioniert, das ist ein erkennbarer Stil, das ist mutig und davon braucht das Kino mehr.

7.5 von 10.0

Die Kritik im Original auf Moviepilot

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