
Für Dezember und Januar habe ich zwei aktuelle Kinofilme in einem Beitrag zusammengefasst. Ich schreibe über den letzten Film des DCEUs „Aquaman: Lost Kingdom“, sowie Studio Ghiblis neusten und vielleicht Hayao Miyazakis letzten Anime-Film „Der Junge und der Reiher“.
Aquaman: Lost Kingdom
Das ist also das Ende des DCEUs. Mit „Aquaman: Lost Kingdom“, einer Fortsetzung zum erfolgreichsten DCEU-Film, endet die zehnjährige Marvel-Konkurrenz sang- und klanglos. Denn auch dieser Film wird aller Voraussicht nach an den Kassen floppen, was schon die unauffällige Marketing-Kampagne und das späte Review-Embargo vorwegnahmen.
Dennoch habe ich mich ein wenig auf diesen Film gefreut. Der Vorgänger besaß keine gute, geschweige denn originelle Geschichte, aber die kreativen Unterwasserwelten gepaart mit James Wans spektakulären Inszenierung stachen unübersehbar hervor. Aquaman 2 versucht daran anzuschließen und scheitert über weite Strecken.
Die Handlung ist nochmal dümmer, die Charaktere nochmal dämlicher und die Dialoge einfach nur grausig. Auch die unterhaltsame Inszenierung kann nicht mehr ganz an Teil 1 anschließen – obwohl das nach wie vor das Beste des Films ist. Wo der erste Film größtenteils eine inhaltliche Kopie von Marvels „Thor“ war, ist Aquaman 2 nun witzigerweise in großen Stücken eine Kopie von „Thor: The Dark Kingdom“. Im Deutschen teilen sich beide sogar das Wort „Kingdom“ als Untertitel.
Denn aus Aquaman 2 wird eine Buddy-Komödie/Roadtrip zwischen dem namensgebenden Protagonisten und seinem Bruder sowie Erzfeind aus Teil 1. Oder eben Thor und Loki. Ähnlich dümmlich ist schließlich auch die Geschichte des Films. Arthur verbündet sich mit seinem Halbbruder Orm, um Black Manta aufhalten zu können, der sich für den Tod seines Vaters an Arthur alias Aquaman rächen möchte. Dazu bedarf es der Erweckung des verschollenen 7. Königreiches.
Während Thor 2 dabei einen düsteren Ton eingeschlagen hat, versucht Aquaman 2 die Albernheiten des Vorgängers zu nehmen und aufzudrehen. Jason Momoa als Aquaman spielt derweil einfach nur noch sich selbst und blödelt durch den Film. Nur leider entsteht dabei nicht ansatzweise die Dynamik, welche man zwischen Thor und Loki kannte. Zu keinem Zeitpunkt kauft man Arthur und Orm ab, dass sie Halbbrüder sein könnten. Das liegt auch daran, dass die Witzeleien zwischen den beiden maximal ein müdes Schmunzeln hervorlocken.
Eine große Enttäuschung ist die Darstellung von Black Manta. Im ersten Teil wurde er bereits ausführlich als künftiger Gegner von Aquaman vorbereitet. Und Leute, die sich nur grob mit den Comics auskennen, wissen, dass Black Manta der bekannteste Erzfeind von Aquaman ist. Nur leider macht das Drehbuch aus ihm einen Wahnsinnigen und Verrückten.
Dass er für seine Rache den Pakt mit dem Teufel eingeht, ist grundsätzlich spannend. Allerdings wird er dadurch derart verrückt, sodass seine ursprünglichen Motive in den Hintergrund rücken und er zum Handlanger eines noch größeren Übels degradiert wird. Der Film interessiert sich sogar so wenig für Aquaman und ihn, sodass er während des Finales buchstäblich an die Seite verwiesen wird, um Aquaman und Orm das Rampenlicht zu überlassen.
Ins Kino bin ich jedoch nicht aufgrund der Handlung gegangen, sondern aufgrund James Wan und seiner Interpretation dieser Welt. Die Bilder, die Designs und die Inszenierung der Action – das hat bereits den Vorgänger ausgemacht und das macht auch diese Fortsetzung aus. James Wan gelingt es wieder eine beeindruckende, wenn auch abgedrehte Fantasywelt auf die Leinwand zu bringen. Die Actionsequenzen sind erneut rasant und enorm unterhaltsam. Diese Spielereien und großen Kulissen sind es, was die Filme sehenswert macht.
Nur ist es auch hier so, dass James Wan nicht an seinen vorigen Film heranreicht. Es gibt wieder herausstechende Szenen, z. B. die Infiltration Black Mantas Basis durch Arthur und Orm. Aber an den kreativen Shots des ersten Films oder einer Uncharted-esquen Verfolgungsjagd auf den Dächern Italiens mangelt es. Zudem kommen auch die Unterwasserwelt, Atlantis und Co. für meinen Geschmack zu kurz. Während der erste Teil hier noch hervorragend die Welt und zahlreiche verschiedenen Königreiche etabliert hat, baut der zweite Film nur unbefriedigend darauf auf.
Zugutehalten muss ich dem Film, dass er wenigstens tonal konsequent ist. Der Film mag „goofy“ sein, aber zumindest gibt er nicht vor, dass irgendetwas an dieser Geschichte emotional oder schwerwiegend sein soll. Außerdem schert sich der Film, wie schon Teil 1, keine einzige Sekunde für das restliche DCEU und zieht stattdessen sein eigenes Ding durch.
Fazit: Wie schon so viele Comicverfilmungen der jüngsten Zeit kann man sich auch diesen Film sparen. „Aquaman: Lost Kingdom“ ist kein Abschluss für das DCEU, sondern eine äußerste mittelprächtige Fortführung der Aquaman-Geschichte. Gescheitert ist das DCEU allerdings deutlich früher.
5.5 von 10.0
Die Kritik im Original auf Moviepilot
Der Junge und der Reiher
Hayao Miyazakis „letzter“ Film (zuletzt hat er es dementiert) könnte kaum typischer für ihn sein. Miyazaki macht mal wieder Dinge, die nur ein Miyazaki macht. An Eigenartigkeit mangelt es auch „Der Junge und der Reiher“ nicht und bei einem Großteil der Ideen und Konzepte fragt man sich wieder, was eigentlich in seinem Kopf abgeht.
Ich hätte seinen neusten Anime für das Studio Ghibli gerne mehr gemocht, aber leider verrennt sich der Kultregisseur aus Japan auch mit diesem Film wieder in Konzepte und Experimente aus denen niemand außer er klug wird. Die erste Hälfte ist da noch gerade zu geerdet, ja beinahe zum Einschlafen langweilig.
Aber der Aufbau zu einer Geschichte über Verlustbewältigung und die Akzeptanz einer neuen Lebensrealität hat mir inhaltlich und thematisch deutlich besser gefallen, als das, was in der zweiten Hälfte folgt. Zwar ist „Der Junge und der Reiher“ visuell und ästhetisch eine Augenweide und entführt den Zuschauer in eine Zeichentrickwelt längst vergangener Tage.
Aber für die Bilder und die wirren Ideen muss die Handlung dann später weichen, wenn Miyazaki mal wieder gemäß „Chihiros Reise ins Zauberland“ in einen Wahn aus zusammenhangslosen Elementen und Storyfetzen, sowie rätselhaften Gestalten und nichtssagenden Figuren verfällt. Das läuft entsprechend handlungstechnisch ins absolut Leere und am Ende wacht man auf und erinnert sich, dass es ja ursprünglich mal um einen Jungen ging, der mit dem Verlust seiner Mutter gekämpft hat.
Der ein oder andere kann sich sicherlich wieder in den dutzenden Metaphern verlieren, die er angeblich in dem bunten Bildersumpf aus halbgaren Ansätzen und unvollständigen Konzepten erkannt haben mag. Aber im Kern ist „Der Junge und der Reiher“ (im Original übrigens „Wie lebt ihr?“ – beide Titel sind unpassend) nur ein Film für die tollen Bilder und die Ghibli-Nostalgie.
Hayao Miyazakis Filme sind eben immer nur eines: tatsächlich clevere Abenteuerfilme, gute, unterhaltsame Kinderfilme oder verkopfte Konzeptfilme ohne einen roten Faden. Sein neuster Film ist Letzteres.
6.0 von 10.0
Die Kritik im Original auf Moviepilot